A. Lange & Söhne steht seit jeher für Zeitmesser feinster Qualität. Und so verwundert es nicht, dass Lange auch einen der komplexesten Mechanismen anbietet, den man in eine Armbanduhr integrieren kann: den Chronographen. Die Chronographen-Ära der Neuzeit begann bei A. Lange & Söhne im Jahr 1999, also gut fünf Jahre nach der Präsentation der ersten Kollektion der Neuzeit im Dresdner Schloss, mit dem Modell Datograph Flyback.
In diesem Chronographen ist in der Rückansicht das hauseigene und höchst sehenswerte Kaliber L951.1 zu sehen.
Die Kaliberbezeichnung deutet darauf hin, dass A. Lange & Söhne bereits kurz nach der Präsentation der ersten Kollektion im Jahr 1995 mit der Entwicklung dieses Kalibers begonnen hat. Bis zur Präsentation der Uhr im Jahr 1999 vergingen vier arbeitsintensive Jahren, denn dieses Kaliber musste von Grund auf neu, quasi auf einem weißen Blatt Papier konstruiert werden.
Seit der Präsentation des Modells im Jahr 1999 ist es zu einem Sinnbild klassischer mechanischer Chronographen geworden. Der Datograph Flyback war ein echter Dauerläufer im Programm bei A. Lange & Söhne. Nicht weniger als 13 Jahre gab es den Datographen unverändert, wohl aber in verschiedenen und teilweise sehr seltenen Varianten, bis er im Jahr 2012 durch das Modell Datograph Flyback Auf & Ab ersetzt worden istIn diesem Artikel soll es um die Geschichte wie um die verschiedenen Varianten des Datographen gehen. Auf die technischen Finessen bin ich an anderer Stelle bereits eingehend eingegangen
Die technischen Finessen des Datographen
1999 – der Datograph Flyback Referenz 403.035
Im Jahr 1999 präsentierte A. Lange & Söhne den ersten eigenen Chronographen in einer Armbanduhr. Und was für einen…! Die Präsentation glich einem Paukenschlag.
Optisch wie technisch wusste dieses Modell von Anfang an zu überzeugen. Ich habe selten ein Uhrenmodell gesehen, welches so einhellig gelobt worden ist.
Der Datograph Flyback wurde im Platingehäuse mit schwarzem Blatt aus massivem Silber und Totalisatoren in Silber präsentiert. Der Name sagt schon etwas über die Funktionen aus: „Dato-“ steht für das stilbildende Lange-Großdatum und „-graph“ für die Chronographenfunktion, die einen Flyback-Mechanismus, ein Schaltrad, sowie einen exakt springenden Minutenzähler beinhaltet.
Das Uhrwerk besteht aus 405 Einzelteilen und ist beeindruckend schön.Zudem gab es den Datographen auch mit einem Platinband in der Referenznummer 453.135. Dieses Band war abnehmbar und konnte gegen ein Lederband getauscht werden.
Später wurde dieses abnehmbare Band durch ein festsitzendes Metallband ersetzt. Dieses war nicht mehr abnehmbar. Diese Variante trug die Referenz 453.035.
2000 – das Einzelstück mit blauem Blatt
Im Jahr 2000 wurde für einen hochrangigen Mitarbeiter der VDO Mannesmann, der damaligen Besitzergesellschaft von Lange (A. Lange & Söhne gehörte zusammen mit der IWC und Jaeger LeCoultre zur LMH-Gruppe, die wiederum zu VDO Mannesmann gehörte und später an Richemont verkauft worden ist), als Einzelstück angefertigt. Es handelt sich um eine Uhr im Platingehäuse, die ein komplett blaues Zifferblatt zeigt.
(Quelle: Markus Tschopp)
2001 – das Einzelstück mit dem Silberblatt
Ein führender Mitarbeiter des Hauses A. Lange & Sohne bekam ca. 2001 ein weiteres Einzelstück des Datographen.
(Quelle: Internet)
Dieses Einzelstück verfügt über ein Platingehäuse und über ein rhodiniertes Blatt aus massivem Silber. Auffällig ist zudem, dass der große Zeiger der Stoppsekunde nicht gebläut ist. Dies ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zum weiter unten gezeigten Sondermodell „Pisa“.
2003 – der Datograph in Roségold Referenz 403.031
Im Jahr 2003 ergänzte man die Modellreihe um eine Version im Roségoldgehäuse mit schwarzem Blatt und silbernen Totalisatoren.Es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich so eine Uhr in Abhängigkeit vom Gehäusematerial wirken kann. Die roségoldene Version wirkt warm, die Platinvariante hingegen sehr sachlich.
2004 – der Datograph Limited Edition „Pisa“ Referenz 403.025X
Der Mailänder Uhrenhändler “Pisa Orlogeria” ist in gewisser Hinsicht schon bekannt für seine Lange Editionen und Einzelstücke, die er im Kundenauftrag in Glashütte hat fertigen lassen. Ein schönes Beispiel ist das einzig bekannte Tourbillon Pour Le Mérite in Edelstahl, welches an einen Kunden dieses Hauses geliefert worden ist. Ein weiteres Beispiel ist eine auf 10 Uhren limitierte Serie des Datographen, die im Jahr 2004 verkauft worden ist.
Dieser Datograph im Platingehäuse verfügt über ein Zifferblatt aus Silber, welches rhodiniert worden ist. Einzig die gebläuten Zeiger, allen voran der große gebläute Sekundenzeiger des Chronographen, kontrastieren etwas. Diese Sonderedition wurde mit zwei Lederbändern, einem braunen und einem blau-schwarzen Band sowie mit einem zusätzlichen massiven Platinboden verkauft
2005 – der Datograph in Rotgold Referenz 403.032
Im Jahr 2005 wurde der roségoldene Datograph Ref. 403.031 von einer rotgoldenen Version abgelöst. Außer dem Gehäusematerial änderte man auch das Blatt. Es wurde ein rhodiniertes Blatt aus massivem Silber verbaut.
Diese Variante wurde, parallel zur Platinversion mit schwarzem Blatt, bis 2012 gebaut.
2006 – die Datographen mit neuen massiven Metallbändern
Im Jahr 2006 brachte A. Lange & Söhne für die Datographen neue Metallbänder heraus. Diese waren wieder abnehmbar und zeigten ein geändertes Design.
Ref. 403.435
Ref. 403.432
2008 – der Datograph im Gelbgoldgehäuse Referenz 403.041
Etwa im Jahr 2008 brachte A. Lange & Söhne den Datographen für kurze Zeit, für ca. ein Jahr, im Gelbgoldgehäuse mit schwarzem Blatt heraus. Diese Version wurde nie in einem Lange-Katalog aufgeführt.Man geht davon aus, dass nur um die dreißig dieser Datographen im Gelbgoldgehäuse ausgeliefert worden sind.
Besonders wertvolle Datographen
Eine so wundervollen und wertvolle Uhr wie den Datographen kann man kaum noch steigern. Es sei denn, man verziert die Uhren mit Edelsteinen. Es sind vier Referenzen bekannt. Die steinbesetzten Versionen des Datographen sind im Durchmesser 1 mm größer und 0,2 mm höher als die Standardausführungen.
Referenz 815.025
Ein Datograph im Platingehäuse mit rhodiniertem Zifferblatt. Auf dem Blatt wurden runde Diamanten mittig und im Bereich der Totalisatoren verwendet. Die Lünette wurde mit blauen Saphiren belegt.
Von dieser Uhr existiert leider kein Bildmaterial.
Referenz 815.026
Diese Variante, ebenfalls im Platingehäuse, weist ebenfalls ein rhodiniertes Blatt auf. Das Blatt dieser Uhr exakt so gestaltet wie das der Ref. 815.025. lediglich die Lünette ist hier mit baguetteförmigen Diamanten besetzt.
Referenz 815.031
Diese Variante kommt im Roségold-Gehäuse mit schwarzem Blatt und Silber-Totalisatoren. Die Lünette ist besetzt mit Baguette-Diamanten.
Auch von dieser Uhr existiert kein Bildmaterial.
Referenz 815.036
Diese Referenz wurde im Platingehäuse gefertigt und zeigt ein komplett schwarzes Zifferblatt. Dazu kommen noch schwarze Datumscheiben mit weißer Schrift. Die Lünette dieser Uhr ist mit Baguette-Diamanten besetzt.
Diese Referenz ist für den Konzessionär Sincere in Singapur gefertigt worden.
2012 – der Datograph Auf & Ab Platin Referenz 405.035
Im Jahr 2012, nach dreizehn Jahren in der Kollektion, wurde der Datograph der ersten Generation von einem neuen Datographen abgelöst. Der Namenszusatz „Auf & Ab“ deutet auf eine Gangreserveanzeige hin, die man beim neuen Modell ergänzt hat.Neben dieser Ergänzung und einer optischen Auffrischung der Uhr über ein geändertes Zifferblattdesign und einen leicht vergrößerten Durchmesser der Uhr gab es weitere technische Optimierungen am Uhrwerk, auf welche ich in einem separaten Artikel eingehen werde. U.a. wurde die Gangreserve auf 60 Stunden sowie die Anzahl der Bauteile des Uhrwerkes um nahezu 50 erhöht. Das Kaliber der Auf & Ab trägt nun die Bezeichnung L951.6.
Hier einige Detailansichten der Auf & Ab
2015 – der Datograph Auf & Ab Rotgold Referenz 405.032
Im Jahr 2015 wurde eine rotgoldene Version des Datograph „Auf & Ab“ präsentiert, die optisch über das schwarze Blatt mit Silber-Totalisatoren sehr an die Referenz 403.031 aus dem Jahr 2003 (s.o.) erinnert.Eine wunderschöne Variante mit einer angenehm warmen Ausstrahlung!
Der Datograph Flyback Perpetual
Eine höchst komplexe Ergänzung der klassischen Datograph-Familie ist der Datograph Perpetual. Diesen gibt es seit 2006 im der Kollektion.2006 – der Datograph Flyback Perpetual Platin Referenz 410.025
Diese erste Version des Datographen mit ewigem Kalendarium verfügt über ein Platinggehäuse und über ein rhodiniertes Blatt.Das Kaliber der Uhr trägt die Bezeichnung L952.1 und vereint nicht weniger als 556 Einzelteile in sich.
Wie bei den ewigen Kalendarien von A. Lange & Söhne üblich muss die Mondphasenanzeige bei konstantem Betrieb der Uhr erst in 122 Jahren korrigiert werden.
Es gab den Datograph Perpetual auch mit Metallband mit der Referenz 410.425.
Diese Platinversionen waren bis 2010 in der Lange-Kollektion zu finden.
2009 – der Datograph Flyback Perpetual Weißgold Referenz 410.030
Ab 2009 war auch eine Weißgoldvariante verfügbar.
Diese bestach durch den sehr interessanten Kontrast zwischen dem weißen Metall des Gehäuses und dem dunklen Grau des Zifferblattes. Weniger als einhundert dieser Weißgolduhren wurden in dieser Referenz bis 2010 gefertigt.
Es gab diese Weißgolduhr auch mit einem massiven Goldband. Sie trug die Referenz 410.430 und war bis ebenfalls 2010 im Programm.
2010 – der Datograph Flyback Perpetual Rotgold Referenz 410.032
Im Jahr 2010 präsentierte A. Lange & Söhne eine optisch überholte Version des Datograph Perpetual Calendar.
Die römischen Ziffern auf dem Blatt sind, ähnlich dem Design des Datographen Auf & Ab, verschwunden und durch einfache Strich-Indicés ersetzt worden. Die Uhr wirkt insgesamt frischer.
Parallel dazu gab es noch ein Jahr lang die optischen Vorgänger in Platin und in Weißgold. Von 2011 bis 2014 gab es dann ausschließlich die rotgoldene Variante.
2015 – der Datograph Flyback Perpetual Weißgold Referenz 410.038
Auf dem SIHH 2015 wurde dann die optisch runderneuerte Weißgoldvariante der Uhr präsentiert, die erheblich der Referenz 410.030 von 2009 ähnelt, aber die Zifferblatt-Optik der neuen Lange Modelle aufweist.
Auch eine wunderschöne Uhr aus dem Hause A. Lange & Söhne.
2016 – Datograph Perpetual Tourbillon Referenz 740.036F
Das jüngste Meisterwerk aus Sachsen kombiniert drei Komplikationen und fünf Zusatzfunktionen. Damit präsentiert A. Lange & Söhne erneut einen einzigartigen Zeitmesser, der technisch überzeugt und trotz der Fülle an Anzeigen durch ein klares Design besticht.Die größte Herausforderung bei der Entwicklung einer Mehrfachkomplikation besteht darin, das perfekte Zusammenspiel verschiedener hochkomplexer Mechanismen in einem schlüssigen Design zu realisieren. Mit dem DATOGRAPH PERPETUAL TOURBILLON stellt A. Lange & Söhne ein solches uhrmacherisches Kunstwerk vor.
Das schwarze, massiv silberne Zifferblatt des neuen Modells steht in effektvollem Kontrast zu dem 41,5 Millimeter messenden Platingehäuse sowie den rhodinierten Goldzeigern und -indizes. Limitiert ist es auf 100 Exemplare. Der Name der Komplikation fasst ihr uhrmacherisches Programm zusammen:
DATOGRAPH
Hinter dem Begriff DATOGRAPH verbirgt sich ein Schaltrad-Chronograph mit exakt springendem Minutenzähler, Flyback-Funktion und typischem Lange-Großdatum. Um die Aufgabe einer präzisen Kurzzeitmessung erfüllen zu können, griffen die Produktentwickler auf die geniale Konstruktion zurück, die sich schon im DATOGRAPH AUF/AB bewährt hat. Kunstvoll führt sie drei große technische Errungenschaften des Chronographenbaus zu einer Einheit zusammen: die Kolonnenradschaltung garantiert die zuverlässige Steuerung aller Chronographenfunktionen. Der springende Minutenzähler zeigt die gestoppte Zeit exakt an. Und die Flyback-Schaltung ermöglicht das Messen unmittelbar aufeinanderfolgender Zeitintervalle mit äußerst kurzen Reaktionszeiten.
PERPETUAL
Der mittlere Namensbestandteil PERPETUAL verweist auf einen exakt springenden ewigen Kalender mit Mondphasenanzeige. Alle Anzeigen des ewigen Kalendariums, zu dem neben dem Großdatum auch die auf den Hilfszifferblättern dargestellten Angaben von Wochentag, Monat und Schaltjahr gehören, schalten sprunghaft weiter und sind so jederzeit eindeutig ablesbar. Der Mechanismus muss erst am 1. März des Säkularjahres 2100 um einen Tag vorgestellt werden. Und die Mondphasenanzeige weicht durch die hohe Präzision ihrer Mechanik erst nach 122,6 Jahren um einen Tag vom tatsächlichen Mondumlauf ab. Drei Korrektoren ermöglichen die getrennte Einstellung der Mondphasenanzeige, des Wochentags sowie die kombinierte Weiterschaltung der Monats- und Schaltjahresanzeige. Stand die Uhr nur wenige Tage still, können alle Kalenderanzeigen bequem über die Schnellkorrekturtaste bei 10 Uhr gemeinsam weitergeschaltet werden.
TOURBILLON
Die faszinierende Mechanik des Tourbillons offenbart sich erst beim Blick durch den Saphirglasboden. Dort kreist die in einem filigranen Käfig gelagerte Gangpartie einmal pro Minute um die eigene Achse. Diese Drehbewegung kompensiert den Einfluss der Schwerkraft auf die Exzenter-Unruh. In Verbindung mit der im eigenen Haus gefertigten, freischwingenden Unruhspirale sorgt sie für hervorragende Gangwerte über die gesamte Gangdauer von 50 Stunden hinweg. Eine am Ende der Tachometerskala integrierte Gangreserveanzeige erinnert an das rechtzeitige Aufziehen der Uhr.
Die Unruh oszilliert erstmals in einem Lange-Tourbillon mit Chronographenfunktion mit 18.000 anstelle der sonst üblichen 21.600 Halbschwingungen pro Stunde. Das entspricht einer Frequenz von 2,5 Hertz. Sie ist erforderlich, um die gestoppte Zeit auf die Fünftelsekunde genau anzeigen zu können.
Der patentierte Sekundenstopp-Mechanismus hält die Unruh im Inneren des Tourbillonkäfigs beim Ziehen der Krone augenblicklich an. So lässt sich die Uhr sekundengenau stellen.
Niemals stehen bleiben
Nicht nur die Entwicklung, sondern auch das Finish und die Montage des aus 729 Teilen bestehenden Kalibers L952.2 stellen hohe Anforderungen an die Manufaktur. Nur den talentiertesten Uhrmachern gelingt es, die zahlreichen Hindernisse auf dem Weg zu einer reibungslosen Interaktion der verschiedenen Mechanismen zu überwinden. Das erfordert ein Höchstmaß an Erfahrung, Fingerspitzengefühl, Konzentration und Geduld. So manifestiert sich auch im DATOGRAPH PERPETUAL TOURBILLON der hohe Anspruch von A. Lange & Söhne, nicht stehen zu bleiben und immer wieder bis an die Grenzen der mechanischen Uhrmacherei zu gehen.
Ich bin gespannt, wie die Geschichte des Datograph Flyback in allen seinen Varianten weitergeht. A. Lange & Söhne wird sich ganz sicher etwas einfallen lassen.
Kommentar verfassen