Zenith – Cronometro Tipo CP-2 Cairelli


Uhren mit militärischem Bezug sind schon immer sehr beliebt gewesen. Vor allem trifft das für Uhren zu, die tatsächlich beim Militär im Einsatz waren bzw. noch sind. Man denke nur an die legendäre IWC Ocean BUND der Kampfschwimmer und Minentaucher oder aber an die Heuer Chronographen der Bundeswehr.

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Aber nicht nur die deutsche Bundeswehr hatte Uhren für den militärischen Gebrauch. Legendäre Einheiten der britischen Streitkräfte wie SAS und SBS trugen z.B. die begehrten Military Submariner.

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Die Uhren der italienischen Streitkräfte sind wohl besonders durch Panerai in Florenz bekannt geworden. Allerdings lieferte Panerai eher Equipment für die italienische Marine. Die Uhren für die Einsätze an Land und in der Luft kamen von A. Cairelli in Rom.

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Und genau hier beginnt die Geschichte der Uhr, um die es in diesem Artikel im Schwerpunkt gehen soll.

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Zenith war in der prä-El Primero Ära weltweit bekannt für seine Präzisionsuhren und -instrumente. 2333 gewonnene Chronometer-Wettbewerbe sprechen Bände. Aber Zenith stellt nicht nur Armbanduhren her. Auch Marine- und Bordchronometer, ja sogar Bordinstrumente wie Höhenmesser gehörten zum Fertigungsprogramm.

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Und so wurde Zenith in den 1960er Jahren von den italienischen Streitkräften ausgewählt um den Nachfolger der von Leonidas gelieferten CP-1 zu liefern.

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„CP“ steht für „Cronometro da Polso“, also Armbanduhr oder Armbandchronometer.

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Geliefert wurden diese Uhren nicht direkt vom jeweiligen Uhrenhersteller an die Streitkräfte sondern über einen Zwischenhändler, der mittlerweile selber eine gewisse Berühmtheit erlangt hat.

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Der Zwischenhändler hieß A. Cairelli und er führte seine Geschäfte in Rom. Und so findet sich auf vielen italienischen Militäruhren denn auch der Zusatz „A. Cairelli Roma“ auf dem Zifferblatt.

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Cairelli war ein 1932 gegründeter Händler, der (ähnlich wie Panerai) Armbanduhren, Borduhren und andere mechanische Instrumente verkaufte. Und so war er auch ein wichtiger Zulieferer für das italienische Militär. Neben Uhren lieferte Cairelli auch Instrumente für die Cockpits z.B. der Lockheed F-104 „Starfighter“, die damals in verschiedenen europäischen Armeen eingeführt worden sind. Und so signierte Cairelli auch die Zifferblätter der Instrumente und Uhren mit dem eigenen Namen.

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Das Design des Cronometro TIPO CP-2 wurde nicht von Zenith entworfen. Wie bei militärischer Ausstattung üblich gibt es einen sehr detaillierten Forderungskatalog, was ein Ausrüstungsgegenstand können und, im Falle einer Uhr, anzeigen muss. So folgte das Aussehen des Cronometro TIPO CP-2 streng den Vorgaben des Militärs. Das führt dazu, dass es sehr ähnliche Uhren, wie die oben gezeigte Universal Genève  gibt, die auf dem gleichen Forderungskatalog beruht und ebenfalls vom Militär verwendet wurde. Interessant ist, dass Universal Genève auch Martel-Kaliber in den Uhren für das italienische Militär nutzte.

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Nach dem Kauf von Martel durch Zenith kam so erneut die Zusammenarbeit von Cairelli mit Zenith zustande, denn man hatte geschäftlich schon früher zusammen gefunden.

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Zenith fertigte also einen Chronographen für die italienischen Streitkräfte, der die Bezeichnung Cronometro TIPO CP-2 bekam. In Sammlerkreisen ist heute meist von „der Cairelli“ die Rede.

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Dieser Chronograph ist in vielerlei Hinsicht interessant. Von den insgesamt etwa 2.500 gefertigten Uhren sind nicht alle auch tatsächlich an das Militär geliefert worden. Cairelli hielt einige Uhren (die meisten Quellen sprechen übereinstimmend von etwa 500 Uhren) als Reserve und für Ersatzlieferungen zurück, die später auch zivil verkauft worden sind. Zudem soll das italienische Militär ab und an auch einzelne Lieferungen storniert haben.

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Welche Uhren tatsächlich an das Militär geliefert worden sind ist am Gehäuseboden erkennbar. Die militärisch genutzten Uhren tragen spezielle Gravuren auf dem Bodendeckel. Dies sind meist AMI (Aeronautica Militare Italiana -> italienische Luftwaffe), P.S. (Pubblica Sicurezza -> Polizei) oder (sehr selten) E.I. (Esercito Italiano -> das italienische Heer). Das MM bezieht sich auf Matricola Militare, was übersetzt etwa Inventarnummer bedeutet. Damit die registrierte militärische Individualnummer einer jeden Uhr gemeint. Diese fehlt den Uhren, die an die Polizei (P.S.) geliefert worden sind

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Das MM wird in einigen Quellen fälschlicherweise als „Marina Militare“ gedeutet. Uhren für die italienische Marine hat Cairelli aber nie geliefert. Das war die Aufgabe von Panerai in Florenz.

Zusätzlich trugen diese Uhren noch eine individuelle Nummer, die ebenfalls auf dem Boden graviert war (siehe das Bild oben).

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Die zivil verkauften Uhren trugen hingegen nur die Standardgravur, die im letzten Bild zu sehen ist, auf dem Bodendeckel. Selbstredend sind die Zenith Cronometro TIPO CP-2 bei Sammlern wesentlich begehrter, die auch tatsächlich eine militärische Provenienz haben. Das ist auch absolut verständlich spielt doch die individuelle Geschichte einer Uhr eine zentrale Bedeutung. Man stelle sich mal vor, was diese Militäruhren so alles erlebt haben…!

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Technisch gesehen war die Zenith Cronometro TIPO CP-2 ebenfalls höchst interessant. Zenith kaufte 1960 Martel, eine Firma, die sich auf die Konstruktion und den Bau von Uhrwerken, genauer Chronographen spezialisiert hat. Und so findet sich das Zenith-Kaliber 146 DP in dieser Uhr, das erste eigene Chronographenkaliber von Zenith, das auf dem Martel-Kaliber 749 basiert.

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Das Kaliber 146 war für seine überragende Zuverlässigkeit und für seine Präzision bekannt, beides Forderungen aus den Vorgaben der Militärs.

Zuvor verwendete Zenith für seine Chronographen eigene Basiswerke und zugekaufte Chronographen-Module.

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Das Uhrwerk wurde von einer zusätzlichen Kappe aus Metall geschützt. Das Kaliber 146 DP ist aber nicht nur präzise und zuverlässig, es ist auch ein optisch sehr ansprechendes Kaliber. Dieser Umstand dürfte den Piloten egal gewesen sein, uns Uhrensammlern ist er aber umso wichtiger.

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Erst gut zehn Jahre später brachte Zenith das legendäre El Primero heraus, den ersten Automatik-Säulenrad-Chronographen mit integriertem Chrono-Mechanismus, der zudem auch noch mit seinen 5 Hertz ein Schnellschwinger ist.

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Im o.g. Link habe ich die spannende und durchaus auch wechselhafte Geschichte des El Primero bereits eingehend beschrieben.

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Mit ihren 43mm war die CP-02 für damalige Verhältnisse riesig, der Vorgänger Leonidas CP-1 maß nur 39mm. Die Größe war aber einer absolut uneingeschränkten Ablesbarkeit geschuldet. Außerdem, so schrieb es das Militär in das Lastenheft des Chronographen, musste die Uhr auch über der Fliegerkombi getragen werden können. Zudem zeigt diese Uhr ein wunderbar klassisches und funktionales Design, dass auch heute noch zu begeistern weiß. Der Cronometro TIPO CP-2 gilt heute als einer der berühmtesten Chronographen der Uhren- und Militärgeschichte. Sie wurde bis etwa 1985 aktiv im italienischen Militär genutzt.

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Ersetzt wurde die CP-2 u.a. durch die Breitling 817, die z.B. von den italienischen Hubschrauber-Piloten getragen wurde.

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Die Beliebtheit des historischen Cronometro Tipo CP-2 brachte Zenith dazu eine Neuinterpretation des alten Klassikers zu wagen.

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Neuinterpretationen sind immer so eine Sache. Oft ist es ein Versuch, der irgendwo zwischen „gewollt und nicht gekonnt“ endet.

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Im Fall des neuen, auf 1000 Exemplare limitierten Heritage Cronometro TIPO CP-2 kann man aber beruhigt feststellen, dass das Ergebnis absolut gelungen ist.

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Zenith hat sich nicht dem Versuch ergeben, den Klassiker exakt nachzubauen. Vielmehr hat man diese Uhr mit heutigen Mitteln wieder zum Leben erweckt.

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Neue Mittel meinen in diesem Fall ein neues Kaliber. Zenith verbaut hier das El Primero Kal. 4069. Sofort wird klar, dass die neue CP-2 von einem Automatik-Kaliber angetrieben wird. Der Alltagstauglichkeit nützt das sehr. Klar werden die Puristen lieber ein Handaufzugs-Kaliber in der Uhr gewünscht haben. Aber Zenith entschied sich für den Klassiker unter den Chronographenkalibern.

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Die neue Uhr respektiert den Charakter des Originals selbst in den kleinen Details und bietet seinem Träger zudem also die Annehmlichkeiten eines automatischen Aufzugs und 50 Stunden Gangreserve. Die immer noch stattliche Dimensionierung unterstreicht seine Abstammung von einem militärischen Instrument. Die zweckmäßige, reduzierte Optik macht den Chronographen über kurzlebige Modeströmungen erhaben.

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Kein Detail ist überflüssig: Die Zeiger dienen einzig und allein der perfekten Ablesbarkeit der Zeit auch unter schlechten Lichtverhältnissen, die drehbare Lünette lässt sich sicher und leicht bedienen, und auch die Chronographendrücker lassen sich angenehm im Druckpunkt bedienen.

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Auch die neue CP-2 folgt größtenteils den alten militärischen Spezifikationen für einen Einsatzzeitmesser, auf denen schon die alte CP-2 basierte.

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