In den letzten Wochen habe ich mich sehr intensiv mit Hublot beschäftigt. Mein Hauptaugenmerk lag dabei, wie könnte es anders sein, auf den Big Bang Modellen. Die große und teilweise auch laute und bunte Big Bang steht in all ihren Variationen für die meisten Menschen wohl sinnbildlich für Hublot in der Neuzeit.
Als ich dann die Classic Fusion in der Hublot-Boutique in München in den Händen hielt war ich zunächst etwas irritiert.
Schaut man sich eine Big Bang an, dann sieht man auf den ersten Blick jede Menge Details.
Ob nun am Gehäuse oder speziell dort, wo eigentlich das Zifferblatt zu finden ist. Wie bereits im Artikel über Hublot als Manufaktur beschrieben verlegte Hublot beim hauseigenen Unico-Chronographenkaliber der Big Bang z.B. das Räderwerk und Teile des Chrono-Mechanismus wie das Schaltrad und eine der zwei horizontalen Kupplungen ganz bewusst komplett sichtbar auf die Zifferbblattseite. Da würde ein normales Blatt eher stören. Also hat eine eine Big Bang nahezu kein Zifferblatt.
Vergleicht man nun eine Classic Fusion mit einer Big Bang so muss ich sagen, dass ich nach wenigen Sekunden das Gefühl hatte alle Details der Uhr erfasst zu haben. Bei der Big bang habe ich auch nach einer halben Stunde noch neue Dinge entdeckt.
Ist die Classic Fusion also langweilig? Sicher ist, dass man sie nicht mit einer Big Bang vergleichen sollte.
Schaut man etwas genauer hin, dann kommen die Details dieser für Hublot-Verhältnisse höchst zurückhaltenden Uhr doch zum Vorschein.
Das Blatt strahlt in klassischem Grau, das bei Hublot Racing Grey heißt. Die Besonderheit ist aber sicher der Sonnenschliff, der erst unter Tageslicht so richtig toll zur Geltung kommt.
Doch noch etwas fällt beim Blick auf das Blatt auf: nirgendwo findet sich auch nur ein Hauch an Leuchtmasse. Das schränkt die Ablesbarkeit bei Dunkelheit sicher ein, wirkt sich aber auf die elegante Erscheinung der Uhr sehr positiv aus.
Die gezeigte Uhr hat ein Titangehäuse und eine Titanlünette.
Beides passt sehr gut zum Racing Grey-Blatt.
Die Gehäuseflanken zeigen eine tolle Formgebung.
Man erkennt es besser, wenn man die Uhr etwas dreht. Im Bereich der Bandanstöße ist die Gehäuseflanke noch flach, hin zur Mitte wölbt sich das Gehäuse dann konvex.
Hier einige weitere Details des Gehäuses
die mich zum Gehäuseboden führen.
Beim Blick auf den Gehäuseboden kann man durch ein Safirglas das Uhrwerk erkennen.
Und da bin ich ganz persönlich an einem zwiespältigen Punkt angekommen.
Im Inneren der Classic Fusion tickt das Kaliber HUB 1112. Dahinter verbarg sich einige Zeit das ETA 2892-2. Da die Swatch Group die Lieferung von Uhrwerken an externe Marken immer weiter eingeschränkt hat wechselte Hublot dann auf das Sellita SW 300-1, welches dem ETA 2892-2 sehr ähnlich ist.
Und genau an dieser Stelle kämpft bei mir persönlich der Kopf gegen den Bauch. Es ist ein Wermutstropfen, den ich nichtmal sachlich begründen kann.
Der Kopf sagt, dass es sich bei dem Sellitta-Kaliber um ein ausgereiftes Uhrwerk aus Großserientechnik handelt. Es wird lange zuverlässig und genau funktionieren, man wird auch in Jahrzehnten noch Ersatzteile bekommen und nahezu jeder Uhrmacher wird dieses Kaliber warten können. Zumal Hublot das Kaliber in der höchsten verfügbaren Qualitätsstufe kauf und einbaut.
Mein Bauch sagt (nicht nur bei Hublot), dass in solche eine kostspielige Uhr ein hauseigenes Manufakturkaliber gehört. Das ging mir auch schon z.B. bei der IWC so, als die Uhren dort immer teurer wurden, sich aber die Technik nicht hin zu Manufaktur-Qualität änderte.
Mir ist bewusst, dass nicht jedes Manufakturwerk automatisch besser ist als ein Großserien-Kaliber.
Aber irgendwie finde ich ganz persönlich, dass in eine Uhr >7000 Euro ein hauseigenes Kaliber gehört.
Die Nutzbarkeit und Zuverlässigkeit der Uhr leidet unter dem Selitta-Kaliber realistisch gesehen sicher nicht. Daher ist meine Einschätzung sachlich kaum zu begründen, eben ein Bauchgefühl. Und viele andere Menschen werden das auch anders sehen. Aber hätte die Classic Fusion ein Manufaktur-Kaliber z.B. auf Basis des HUB 1200, dann wäre diese Uhr uneingeschränkt auf meiner Wunsch- und Kaufliste.
Toll zur Gesamterscheinung trägt das Armband der Uhr bei.
Die Innenseite besteht aus Naturkautschuk
außen verwendet Hublot Krokoleder.
So wird das Band wesentlich länger halten als ein durchgehendes Lederband.
Gehalten wird die Uhr von einer Faltschließe.
Im Gegensatz zu den Big Bang Modellen fehlt der Classic Fusion auch der praktische One Click Schnellwechselmechanismus des Bandes.
Die Bandhälften werden von je zwei Schrauben gehalten.
Einen weiteren Unterschied zur Big bang gibt es noch. Die Classic Fusion gibt es nicht nur in den doch recht großen 45 mm im Gehäusedurchmesser. Zusätzlich kann man auch 42 mm, 38 mm und 33 mm.
Da ist größentechnisch sicher für jeden etwas dabei.
Neben dem Blatt in Racing Grey gibt es auch eine sehr attraktive blaue Variante.
Wer es komplizierter mag, der kann auch einen Classic Fusion Chronographen wählen, den ich mir für einen weiteren Artikel zur Classic Fusion bei meinem nächsten Besuch in der Hublot Boutique näher anschauen werde.
Mich ganz persönlich spricht die Classic Fusion Aerofusion Moonphase an, der ich auch einen meiner nächsten Artikel widmen werde.
Gäbe es die Classic Fusion als Dreizeigeruhr mit Manufakturwerk und dem One Click Mechanismus, dann wäre dieses Modell in meinen Augen die perfekte elegante Hublot.
Aber dann würde sie in der 45 mm Variante sicher keine 7.300 Euro mehr kosten.
Auch so ist dieses Modell sicher für all diejenigen Menschen Interessant, denen die Big Bangs zu groß, zu laut oder zu bunt sind.
Schöner Bericht!
Frage, woher weisst Du, dass Hublot die höchste Qualitätsstufe vom Sellita SW300-1 verbaut?
Von Hublot selber. Ich hatte die Gelegenheit, in Nyon an einer Führung durch die
Manufaktur teilzunehmen und dort habe ich gefragt. Man erläuterte mir die verschiedenen
Qualitätsstufen, die Sellita anbietet und wies darauf hin, dass mann selbestverständlich,
wie bei der ETA auch, die höchste verfügbare Qualitätsstufe einkaufe.