Patek Philippe – eine kleine Weltreise
Wer träumt nicht davon? Durch die Welt zu reisen, durch verschiedene Länder, deren Kulturen sowie durch die Zeit- und Klimazonen.Ein ebenso notwendiges wie nützliches Ausstattungsdetail hierzu ist eine zuverlässige Armbanduhr, die einem neben der Ortszeit z.B. auch die Heimatzeit anzuzeigen vermag.
Diese Erkenntnis reifte, wie auch der Wunsch die Welt zu bereisen, bereits vor vielen Jahrzehnten und so entwickelten findige und versierte Uhrmacher entsprechende Mechanismen zur Anzeige verschiedener Zeitzonen auf einer Armbanduhr. In diesem Artikel soll es hauptsächlich um eine archetypische Uhrenlinie aus dem Hause Patek Philippe, die der Worldtimer-Modelle gehen. Und natürlich um die Entwicklung dieser Linie von Anfängen bis in die heutige Zeit.
Wenn man von den Weltzeituhren des Hauses Patek Philippe spricht, dann muss man unweigerlich auch Louis Cottier (*1894 †1966, s. Bild oben) erwähnen. Dieser ebenso geniale wie auch unabhängige Uhrmacher hat einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der Patek Philippe Worldtimer geleistet.
Louis Cottier erdachte und entwickelte etwa 1935 ein System der Anzeige verschiedener Zeitzonen über einen Scheibenmechanismus, auf dem die Referenzorte für die verschiedenen Zeitzonen angegeben sind. Gleichzeitig ermöglicht diese Art der Anzeige, wie im folgenden Bild erkenntlich, auch das kinderleichte Ablesen, an welchen Orten der Erde gerade Tag oder Nacht herrscht. Dies wird über eine zweite, schmale Scheibe realisiert.
Zunächst über die normale Aufzugskrone, etwas später über eine separate Krone und heute über einen Drücker kann der Zeitzonen-Ring verstellt werden und damit auch die Zeitanzeige, die sich synchron zur Veränderung der Zeitzone verstellt. Einfacher geht es wirklich kaum.
Dieser Mechanismus von Louis Cottier wurde natürlich auch patentiert, z.B. von Patek Philippe.
Darüber hinaus verwendeten auch andere Uhrenmarken wie Rolex, Vacheron Constantin und Agassiz diese Art Mechanismus.
Doch zurück zu Patek Philippe. Louis Cottier entwickelte u.a. auch den Mechanismus zur Anzeige einer zweiten Zeitzone, wie er ein der PP Calatrava Traveltime oder der Ref. 5524 zu finden ist.
Darüber hinaus entwarf Cottier auch ein futuristisches Uhrenmodell für Patek Philippe: die “Cobra”, korrekte Bezeichnung: Ref. 3414 “Wristwatch With Digital Time Display”.
Wenn man diesen mittlerweile über 50 Jahre alten Prototypen der Cobra sieht dann erinnert einen diese Uhr stark an andere mutige Modelle meist kleiner Uhrenmarken, die diese spezielle Art der Zeitanzeige mit modernen Mitteln realisieren. Das Kaliber 9´´´-90
Die Geschichte der Weltzeituhren von Patek Philippe beginnt im Jahr 1937.
Die Referenz 515 HU (Heure Universelle)
Diese rechteckige, 42 auf 25 mm messende Uhr im Roségold-Gehäuse wird vom Kaliber 12-120HU samt Weltzeitmodul von Louis Cottier angetrieben. Die Verstellung sowohl der Uhrzeit als auch des Zeitzonenrings mit den 28 Städten erfolgt über ein und dieselbe Krone bei drei Uhr. Insgesamt drei Uhren der Referenz 515 HU sind bekannt.
Die Referenz 542 HU
Diese 1937 gefertigte Referenz stellt, mit einem 28 mm messenden runden Gehäuse die kleinste, je von Patek Philippe gefertigte Weltzeituhr dar. In der Uhr versieht das 10 Linien messende Kaliber 10 HU seinen Dienst. Besonders kennzeichnend sind die sehr stark ausgeprägten Bandanstöße dieser Uhr. Die Zeitzonenscheibe dieser Uhr zeigt 30 Städtenamen. Insgesamt sind fünf Uhren der Referenz 542 HU im Gelb- und Roségoldgehäuse bekannt.
Die Referenz 130
(Quelle: Aniquorum)
Diese Uhr stellt keine Weltzeituhr im eigentlichen Sinne dar, fehlt ihr doch der von Louis Cottier entwickelte Zeitzonenmechanismus. Die 24 Zeitzonen auf dem Blatt sind fix. Man kann also nur indirekt die Zeit an verschiedenen Orten der Welt ablesen. Der Vollständigkeit halber sei diese Referenz von 1939 hier erwähnt. Den Chronographen Ref. 130 gab es in vielen verschiedenen Versionen, der hier dargestellte Zeitzonen-Chronograph im 33 mm Roségold-Gehäuse ist ein Einzelstück.
Die Referenz 1416 HU
Diese 1939 bis 1940 gefertigte Referenz mit dem auch in der Ref. 542 HU verbauten Kaliber 10 HU ist leicht an den geraden Anstößen und den 30 Städtenamen auf dem Zeitzonenring zu erkennen. Bedient wird die Uhr, wie auch die Ref. 515 HU und 542 HU über ein Krone bei 3 Uhr. Von der Referenz 1416 HU sind drei Uhren in Gelbgold bekannt.
Die Referenz 96 HU
Von der Referenz 96 HU existieren zwei Uhren im 30,5 mm messenden Gelbgoldgehäuse. In der Uhr wurde das Kaliber 12´´´HU verbaut. Auch dieses Modell, wird über eine Krone bedient. Die Zeitzonenscheibe zeigt 28 Städtenamen.
Die Referenz 1415 HU
Im Gegensatz zu den bisher genannten Heure Universelle-Referenzen, die sich jeweils auf wenige Exemplare oder gar Einzelstücke beschränken wurde die Ref. 1415 HU im Zeitraum von 1939 bis etwa 1953 gefertigt. Im 31 mm Gehäuse, das in Gelb- und Roségold- sowie Platingehäusen verkauft worden ist, versieht das Kaliber 12-120 HU zuverlässig seinen Dienst.
(Quelle: Patek Philippe Magazin)
Die oben gezeigte Platinuhr der Ref. 1415 HU mit Silberblatt gehört zu den teuersten, je versteigerten Armbanduhren.
Ein besonders augenscheinliches Merkmal sind die Teardrop-Bandanstöße dieser Referenz. Der Zeitzonenring zeigt 28 Städtenamen. Nur 100 bis 150 dieser Uhren wurden in den 14 Jahren der Produktion verkauft.
Die Referenz 1415/1
Diese Uhr stellt wieder ein Einzelstück dar. Es wurde im Jahr 1940 für Dr. P. Schmidt in Gelbgold gefertigt. Das Besondere an dieser Weltzeituhr ist, dass die zusätzlich einen Chronographen-Mechanismus besitzt. Die Skalierung des Blattes lässt vermuten, dass es sich bei Dr. Schmidt um einen Arzt gehandelt hat. Der Zeitzonenring zeigt 33 Städtenamen. In der Uhr versieht das Kaliber 13´´´CC seinen Dienst. Diese Uhr ist heute Teil des Patek Philippe Museums und war die Vorlage für die im Jahr 2016 präsentierte Ref. 5930.
Die Referenz 605 HU
Das folgende Bild zeigt einen Prototypen der Ref. 605 HU, der im Patek Philippe Museum ausgestellt wird.
Und hier die serienreife Uhr:
Patek Philippe fertigte seine Weltzeituhren zwischen 1940 und etwa 1960 auch als Taschenuhr. Es gab diese Uhren mit schwarzem Blatt und auch mit Cloisonné-Blättern,
Bei der Cloisonné-Emaille wird zuerst ein Motiv in seinen Umrissen aus Golddraht auf das Blatt gebracht. Die entstandenen Formen werden dann mit Emaille gefüllt und das gesamte Blatt in mehreren Schritten gebrannt. Diese wunderschöne aber höchst aufwändige Art der Blattgestaltung ist bei Patek Philippe bis heute zu finden. U.a. in den Rare Handcraft Modellen, aber auch in den heutigen Weltzeituhren der Ref. 5131.
Die Zeitzonenscheibe zieren die Namen von 42 Städten.
Die Referenz 2523 HU
Diese 35 mm im Durchmesser messende Uhr mit dem Kaliber 12-400 HU verfügt erstmals über zei getrennte Kronen. Die eine Krone bei 3 Uhr dient der Zeitverstellung , der Verstellung des 24-Stunden-Rings und dem Handaufzug. Der Weltzeitmechanismus wird über die Krone bei 9 Uhr bedient. Die Zeitzonenscheibe zeigt 40 Städtenamen. Nur 7 Exemplare dieser Referenz sind in Roségold und 4 Exemplare mit Cloisonné-Blättern bekannt.
Die Referenz 2523/1
Diese weiterentwickelte Version der Referenz wurde zwischen 1953 und etwa 1965 in allen Goldvarianten hergestellt. Bei den Blättern konnte der Käufer zwischen gravierten Blättern und Cloisonné-Blättern wählen. Die Emaille-Blätter zeigte verschiedene Regionen der Erde, wie es heute noch bei der Ref. 5131 der Fall ist. Die Bedienung ist identisch zur Ref. 2523 HU.
Die genaue Anzahl an Uhren der Referenz 2523/1 schwankt je nach Quelle. Etwa 20 verschiedene Uhren wurden bei Auktionen bislang gesichtet. Viele Stücke wurden also nicht gefertigt.
Die Referenz 3452
Daneben gab es auch Uhren mit einer zweiten Zeitzone, die eine andere Darstellung nutzten.
Ein schönes Beispiel ist die Ref. 3452, die auf einem Blatt über zwei separate Zifferblätter zwei unterschiedliche Zeitzonen anzeigen kann.
Die World Time Clock
Neben den Armband- und Taschenuhren mit Weltzeit gab es auch Tischuhren von Patek Philippe mit eben dieser Funktion.
Die hier gezeigte Tischuhr wurde im Jahr 1940 von Louis Cottier persönlich gefertigt. Sie zeigt 67 Zeitzonen an.
In der Uhr versieht ein rechteckiges Tischuhrwerk seinen Dienst.
Ein weiteres schönes Beispiel ist die World Time Clock Ref. 828 HU.
Auch diese Uhr wurde von Louis Cottier gefertigt, allerdings im Jahr 1952. In der wunderschön gestalteten Uhr wurde ein Uhrwerk Kaliber 20´´´verbaut. Sie zeigt 30 verschiedene Zeitzonen an.
Verziert wird das tolle Gehäuse rundherum mit Cloisonné-Emaille. Auch diese Uhr ist im Patek Philippe Museum zu sehen.
Von etwa 1965 bis zum Jahr 2000 pausierte die Herstellung von Weltzeituhren bei Patek Philippe.
Die Referenz 5110
Das neue Jahrtausend begann für Patek Philippe Aficionados fulminant. Nach 35 Jahre brachte die Marke wieder eine Weltzeituhr auf den Markt. Und was für eine!
Der Mechanismus basiert noch immer auf den Erkenntnissen von Louis Cottier aus dem Jahr 1935, wurde aber mit den heutigen Möglichkeiten überarbeitet. Bedient wird die Zeitzonenfunktion mit ihren 24 Städtenamen nun über einen Drücker bei 10 Uhr.
In der 37 mm großen und 10 mm hohen Uhr tickt das Kaliber 240/188 HU. Es gab sie in allen Goldvarianten sowie im Platinhgehäuse.
Zusätzlich wurden auch limitierte Sondereditionen der Ref. 5110 aufgelegt, erkennbar an dem jeweils roten Städtenamen mit Bezug zur Edition:
Münster, für Juwelier Oeding-Erdel (je 8 Exemplare in Weiß-, Rosé- und Gelbgold sowie Platin)
Taipei (50 Exemplare in Platin)
Doha (diese Uhren waren in Gelbgold nicht käuflich zu erwerben; es waren Staatsgeschenke von Katar; daher existieren nur sehr wenige Informationen, wie viele Exemplare gefertigt worden sind)
und ein Einzelstück in Platin
Singapur (genaue Anzahl nicht bekannt)
Die Referenz 5130
Im Jahr 2006 wurde die Ref. 5110 von der Ref. 5130 abgelöst. Technisch blieb alles beim Alten. Das Gehäuse wuchs auf 39,5 mm im Durchmesser bei 9,4 mm Höhe. Die Zifferblattgestaltung ist von den alten Blättern der Ref. 1415 HU inspiriert worden.
Auch von dieser Referenz gab es alle Gehäusematerial-Varianten.
Limited Editions gab es auch von der Ref. 5130, wie auch bei der Ref. 5110 erkennbar an den farbig gestalteten Städtenamen und der Blattgestaltung:
Shanghai (je 25 Exemplare in Weiß- und Roségold)
Mekka (150 Exemplare)
München (je 25 Exemplare in Roségold und Weißgold)
Jerusalem (3 bekannte Exemplare)
Dubai (50 Exemplare)
Istanbul (25 Exemplare)
“Ruby” Edition (25 Exemplare in Gelbgold, Rubin auf der Zeitzonenscheibe)
Die Referenz 5131
Die im Jahr 2008 erstmal erschienene Referenz 5131 kann als Sonderausführung der Ref. 5130 bezeichnet werden. Sie besticht in verschiedenen Gehäusevarianten mit Cloisonné-Zifferblättern, die je nach Gehäusematerial einen anderen Erdteil zeigen.
Die Gelbgold-Variante zeigt die Atlantik-Region
Im Rotgoldgehäuse zeigt dieses Modell die pazifische Region.
Europa und Asien wird auf dem Blatt der Weißgoldversion gezeigt.
Von Eurasien gibt es zwei verschiedene Darstellungen:
Zudem gab es zwei Sondereditionen der Ref. 5131:
Im Jahr 2012 brachte Patek Philippe für eine Charity-Versteigerung zu Gunsten von Kindern eine gelbgoldene Uhr mit der Darstellung des Blicks auf die Stadt Genf als Cloisonné-Blatt heraus.
Diese Uhr ist ein Einzelstück.
In 2014 folgte eine Variante zum 175. Jubiläum der Marke mit einem Motiv des Genfer Sees.
Diese Jubiläumsedition gibt es in einer Auflage von 30 Exemplaren.
Das faszinierende an dieser Art Zifferblätter ist, dass ein jedes Blatt ein Einzelstück ist, das sie von Hand hergestellt werden und kein Blatt einem anderen gleicht.
Die Referenz 7130
Im Jahr 2011 ergänzte Patek Philippe die Worldtimer-Linie um eine Damenuhr. Diese gab es im Weißgold- und im Roségoldgehäuse.
Besonders feminin wirkt der Steinbesatz der Lünette.
Die Referenz 5130/1
Im Folgejahr 2012 ergänzte Patek Philippe die Worldtimer um ein Metallband. Es gab diese Referenz sowohl in Rosé als auch in Weißgold.
Die Referenzen 7134 und 5524
Diese Referenzen fallen etwas aus dem Rahmen, da sie nicht die Weltzeit anzeigen sondern eine zweite Zeitzone. Der Vollständigkeit halber möchte ich diese technisch vollkommen anders konstruierten Uhren hier dennoch nennen, da auch ihr Mechanik auf Loius Cottier zurückgeht.
Die Damenuhr Ref. 7134 mit dem Kaliber 315 PS FUS 24H erschien im Jahr 2013. Es gibt sie im Weißgoldgehäuse.
Die Pilots Watch Ref. 5524 hingegen erschien 2015 und erregte einiges Aufsehen, war sie doch gestalterisch etwas gänzlich neues für Patek Philippe. Im Weißgoldgehäuse versieht das Kaliber 324 S C FUS zuverlässig seinen Dienst.
Die Referenzen 5990/1A-001 und 5164A-001
Ebenfalls keine MItglieder der Weltzeituhren, aber nah mit ihnen verwandt sind die folgenden zwei Referenzen, die auch eine zweite Zeitzone anzeigen.
Im Jahr 2014 präsentierte Patek Philippe das Spitzenmodell der sportlich-zeitlosen Nautilus-Linie: die Ref. 5990/1A-001 Travel Time.
Neben der zweiten Zeitzone zeigt die Uhr auch an ob es zu Hause und am aktuellen Ort Tag oder Nacht ist. Zusätzlich verfügt diese 40,5 mm große Referenz über eine Chronographenfunktion.
Ein Jahr später, in 2015, präsentierte PP den kleinen Bruder der Nautilus Travel Time, die Referenz 5164A-001 aus der Aquanaut-Linie.
Die Referenzen 5575G und 7175R
Das Jahr 2014 stand bei Patek Philippe vollständig im Zeichen des 175. Jubiläums der Marke. U.a. brachte man auch zwei neue Weltzeituhren heraus, die zusätzlich noch über eine Mondphasenanzeige verfügen.

Die limitierte Ref. 5575 ist als Herrenuhr im Weißgoldgehäuse konzipiert worden (1000 Exemplare). Die ebenfalls limitierte Referenz 7175 als Damenuhr mit identischer Technik (450 Exemplare).
Beide bestechen durch einen höchst realitätsnah gestalteten Mond.
Die Referenz 5230
Auch das Jahr 2016 hielt etwas für die Freunde der Weltzeituhren aus dem Hause Patek Philippe bereit. Die Referenz 5230 gibt es sowohl im Weißgold- als auch im Roségoldgehäuse. Zeiger und Zifferblatt sind neu gestaltet und die Uhren sind um 1 mm im Durchmesser schlanker geworden.
Die Referenz 5930
Die besondere Überraschung war aber die Ref. 5930, ein Weltzeit Chronograph. Genauer gesagt der erste Weltzeit Chronograph seit der Ref. 1415/1 für Dr. Schmidt (siehe weiter oben.).
Patek setzt also die Tradition der Kombination sinnvoller Komplikationen fort. Das Kaliber CH 28-520 HU arbeitet im 39,5 mm großen und 12,86 mm hohen Gehäuse.
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