Patek Philippe – der wunderbare Klang der Zeit (Teil 1)


Der Klang der Zeit kann ein wunderbares Erlebnis sein. Zumindest wenn man ihn in Form einer Minutenrepetition von Patek Philippe  erleben darf. Ich hatte vor kurzem die Gelegenheit dazu und so entstand dieser Artikel über den wunderbaren Klang der Zeit und dessen Historie bei Patek Philippe. Im Teil 2 dieses Artikels wird es dann um die Funktionsweise der Uhren mit Schlagwerk gehen.

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Jeder Mensch in unseren Breiten kennt einen Kirchturm in seiner Nähe – und jeder kennt die Glockenschläge, die viele der Kirchturmuhren zu Viertelstunden und Stunden erklingen lassen und die uns und unsere Vorfahren der letzten Generationen treu und zuverlässig durch den Tag begleiten. Oder denken sie an die charakteristische Tonfolge, die z.B. der „Big Ben“ in London regelmäßig erklingen lässt. Nahezu jeder Mensch in der westlichen Welt kennt ihn. Der Klang der Zeit ist also allgegenwärtig.

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Irgendwann fingen findige Uhrmacher an, diese Art der akustischen Zeitanzeige auch in Taschen- und noch etwas später in Armbanduhren einzubauen. Dabei wurden in den Frühzeiten der Taschenuhren mit Schlagwerk keine Tonfedern eingesetzt. Die Hämmer schlugen gegen das Gehäuse, so dass man nahezu lautlos die Zeit „fühlen“ konnte. Später verfeinerte man diese Technik und addierte Tonfedern, so dass die Uhren dann auch ein akustischer Genuss waren.

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Was anfänglich nützlich und sinnvoll war ist heute primär Kunst und Genuss. Taschenuhren mit Schlagwerk halfen in den Zeiten, in denen der elektrische Strom noch nicht allgegenwärtig und die Nacht noch durchgehend dunkel war, dabei, sich die Zeit auch nachts anzeigen zu lassen. Das Sprichwort „… wem die Stunde schlägt…“ kommt nicht von ungefähr.

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Armbanduhren mit Schlagwerk gehören heute sicher zu den kompliziertesten und auch wertvollsten Zeitmessern, die zudem nur von einer Hand voll Uhren-Manufakturen realisiert werden können.

Patek Philippe, catalogue 2010, Calibre nu

Uhren mit Schlagwerk, auch als Repetition oder Sonnerie bezeichnet, beeindrucken dadurch, die sie auch heute noch unsere akustischen Sinne ansprechen und die Zeit in Form von feinen Tönen wiedergeben können.

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In diesem Artikel möchte ich etwas eingehender das Thema der Uhren mit Schlagwerk beleuchten und dabei weder deren Historie noch deren Technik außer acht lassen.

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Der Aufwand, ein solches Uhrwerk zu konstruieren, zu fertigen und dann auch noch (meist in sehr limitierter Stückzahl) an den Mann/an die Frau zu bringen ist immens. Es ist sicher richtig wenn man sagt, dass nur die besten Uhrenmarken Uhren mit Schlagwerk hervorbringen.

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Die Anfänge miniaturisierter Uhren mit Schlagwerk liegen im 17. Jahrhundert. Etwa 1675-76 entwickelte der englische Pfarrer und Handwerker Edward Barlow das erste Rechenschlagwerk. Barlow entwickelte später mit anderen zusammen auch die Zylinderhemmung.

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Etwa zehn Jahre später entwickelte der englische Uhrmacher Daniel Quare, der sich mit Barlow zeitlebens um das Verdienst stritt, das erste Rechenschlagwerk entwickelt zu haben, dann einen Repetitionsmechanismus , der noch heute die technische Grundlage für moderne Uhren mit Schlagwerk darstellt.

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Es folgten weitere Meilensteine hin zu den heutigen Minutenrepetition und Sonnerien. Im Jahr 1687 wurde der ersten Viertelstunden-Repetitionsmechanismus mit zwei Schlaghämmern vom englischen Uhrmacher Thomas Tompion zum Patent angemeldet. 1710 folgte ein Patent von Samuel Watson, der einen Fünf-Minuten-Repetitionsmechanismus. Die erste Minutenrepetition erdachte ein unbekannter deutscher Uhrmacher gegen 1720.

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Patek Philippe nimmt auch bei den Repetitionsuhren eine Sonderstellung ein. Zum einen fertigt man bei Patek Philippe in Genf von Anbeginn der Firmengeschichte an diese komplexen Zeitmesser mit akustischer Zeitanzeige. Und man tut dies durchgängig bis heute.

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In 1839, präsentierte Patek Philippe im Jahr der Firmengründung die erste Viertelstunden-Repetition als Taschenuhr für einen Kunden aus Bern. Diese Uhr war die 19.  gefertigte Uhr der jungen Firma  und sie war eine Einzelanfertigung (wie damals nahezu jede Uhr) und wurde damals stolze 450 Schweizer Franken verkauft.

Im Juli 1845 verkaufte Patek Philippe dann die erste Minutenrepetition im Taschenuhrformat. Es dauerte 50 Jahre, bis Patek Philippe dann 1895 den Repetitionsmechanismus mit einer weiteren uhrmacherischen Komplikation kombinierte: die erste Taschenuhr mit Fünf-Minuten-Repetition und Ewigem Kalender entstand.

Die erste Minutenrepetition als Armbanduhr verkaufte Patek Philippe im Jahr 1924. Das Bild oben zeigt in einem wunderbaren Zeitstrahl alle Patek Philippe Armbanduhren mit Schlagwerk von 1924 bis heute.

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Patek Philippe stand schon immer hoch im Kurs bei Sammlern. Und Henry Graves jr. Aus New York war sich einer der bekanntesten und schillerndsten Persönlichkeiten dieser Art.

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Wer kennt sie nicht, die Graves Supercomplication aus dem Jahr 1933, die Lange Zeit die komlizierteste (Taschen-)Uhr der Welt war und heute absolute Höchstpreise bei Auktionen erzielt?

Mehr zu diesem Wunderwerk habe ich hier in diesem Blog verfasst:

Die Graves Supercomplication

Die erste Minutenrepetition bestellte Henry Graves im Jahr 1927. Es war eine wunderschöne Uhr mit kissenförmigem Platingehäuse, Breguet-Ziffern und der Werknummer 198.095.

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Erstaunlich ist z.B., dass Patek Philippe bis in die 1960 Jahre vornehmlich Repetitionsuhren gefertigt hat, die meisten davon Einzelstücke oder Kleinstserien. Zu dieser Zeit hatten sich die meisten anderen Uhrenmarken von diesem vermeintlich altmodischen Feature bereits verabschiedet. Und man hat sich bei Patek Philippe diese speziellen Fähigkeiten und Kenntnisse bis heute, nicht zuletzt auf Betreiben der Familie Stern, erhalten und sogar weiterentwickelt.

Folgend eine Übersicht aller Armbanduhren von Patek Philippe, die ein Schlagwerk besitzen, von 1924 bis heute.

Hier die Timeline, etwas besser lesbar, im Detail:

Und solche wunderbaren Kunstwerke sind dabei herausgekommen.

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Viele weitere Uhren der Superlative wie die Taschenuhr Calibre 89, die Taschenuhr Star Caliber 2000 oder die Sky Tourbillons Referenz 5073 und Referenz 5074 mit dem sog. Cathedral Gong folgten im Laufe der Jahre bei Patek Philippe.

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Im Jubiläumsjahr 2014 präsentierte Patek Philippe dann ein klangtechnisches Meisterwerk der Extraklasse, die Grandmaster Chime Ref. 5175R, über die ich bereits hier ausführlich geschrieben habe:

Patek Philippe – Grandmaster Chime

und

Patek Philippe – die Entstehung der Grandmaster Chime

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Aber auch die Repetitionsuhren abseits der Superkomplikationen stellen bei Patek Philippe absolute Spitzenleistungen dar. So wird tatsächlich eine jede Uhr mit Schlagwerk bei Patek Philippe von einem Uhrmacher bzw. einer Uhrmacherin von A bis Z gebaut und vor der Auslieferung an den Kunden von Thiery Stern höchstpersönlich hinsichtlich des Klanges geprüft und freigegeben.

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Bevor ich zu eigentlichen Funktionsweise eines Repetitionsmechanismus komme möchte ich noch einige Fakten zu den Uhren mit Schlagwerk von Patek Philippe und einige Fachbegriffe erläutern:

– Eine Repetition bzw. Sonnerie übersetzt die Zeitanzeige der Zeiger bei Bedarf (Repetition) oder regelmäßig automatisch (Sonnerie) in eine akustische Zeitanzeige.

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Funktionsweise: diese akustische Zeitanzeige erfolgt über kleine Hämmer, die gegen (i.d.R.) zwei Tonfedern schlagen, die rund um das Werk positioniert werden. Die Stunden werden über den Ton der einen Tonfeder wiedergegeben, die Viertelstunden über einen wechselnden Ton beider Tonfedern und die Minuten über einen Ton der anderen Tonfeder. Um 3.49 Uhr würde das dann so klingen: ding ding ding (3 x 1 Stunde = 3 Uhr), dingdong dingdong dingdong (3 x 15 Minuten = 45 Minuten), dong dong dong dong (4 x eine Minute = 4 Minuten)

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Normale Tonfedern/Cathedral-Gong: zu unterscheiden sind normale Tonfedern, die sich je maximal einmal freischwebend um das Uhrwerk winden

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vom Cathedral-Gong, dessen Tonfedern sich mehr als einmal um das Werk winden. Die längeren Tonfedern erzeugen tiefere, sonore Töne.

Repetition/Sonnerie:  zudem unterscheidet man zwischen (z.B. Minuten-, Zehnminuten-, Viertelstunden-)Repetitionen und Sonnerien. Minutenrepetitionen schlagen z.B. die Stunden, Viertelstunden und Minuten bei Bedarf, indem der Träger der Uhr den Mechanismus meist über einen Schieber an der Gehäuseflanke in Betrieb setzt.  Bei Zehnminuten Repetitionen werden die Stunden und alle seit der letzten vollen Stunde verstrichene 10 Minuten geschlagen usw.

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Sonnerien sind meist Teil einer Grande Complication, also höchst komplexer Zeitmesser. Sie schlagen selbstständig die Stunden und Viertelstunden, ohne das hierzu ein Schieber Bestätigt werden muss. Dieser automatische Schlagmechanismus kann auch deaktiviert werden, wenn die Uhr nicht automatisch schlagen soll.

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Bei der sog. Grande Sonnerie (auch Selbstschlagwerk genannt) werden die Anzahl der Stunden zu jeder vollen Stunde mit je einem tiefen Schlag  geschlagen. Die Nach dem Ablauf einer jeden Viertelstunde wird die Anzahl der Stunden mit tiefen Ton und die Anzahl der Viertstunden (seit der letzten vollen Stunde) mit Doppel schlag geschlagen. Über einen Repetitionsmechanismus kann dies bei Bedarf bei einer Grande Sonnerie wiederholt werden. 3.00 Uhr würde so geschlagen: dong dong dong. 3.30 Uhr würde als dong dong dong dingdong dingdong geschlagen

Im Gegensatz dazu verfügt eine Petite Sonnerie über keinen Repetitionsmechanismus und schlägt nur die vollen Stunden mit tiefen Stundenschlägen und die Viertelstunden mit je einem Doppelschlag (ohne dass die Stunden, wie bei der Grande Sonnerie, noch einmal geschlagen werden. 3.00 Uhr würde, wie bei der Grande Sonnerie, so geschlagen: dong dong dong. 3.30 Uhr würde als dingdong dingdong geschlagen

Schlagdauer: Eine Patek Philippe Minutenrepetition schlägt die Stunden, Viertelstunden und Minuten in ca. 17 bis 18 Sekunden (bei der Uhrzeit 12.59 Uhr, denn hier sein die meisten Schläge zu absolvieren)

Lautstärke: Patek Philippe Minutenrepetitionen schlagen mit 30 bis 40 Dezibel. Sie sind laut genug, damit sie der Besitzer hört aber auch leise genug, damit dies ein intimes Ereignis bleibt.

Endprüfung: alle Patek Philippe Uhren mit Schlagwerk werden vom Präsidenten Thierry Stern persönlich vor der Lieferung an den Kunden hinsichtlich des Klangbildes geprüft. Das hat schon sein Vater so gehandhabt.

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Bedienung: Uhren mit Schlagwerk sind höchst komplexe Gebilde. Man sollte z.B. niemals die Krone einer solchen Uhr ziehen und verstellen während der Repetitionsmechanismus aktiv ist. Vor einer erneuten Aktivierung sollte man mindesten 20 Sekunden warten, bis sich alle Einzelteile des Mechanismus wieder zurückgestellt haben.

Wasserdichtheit: keine Patek Philippe mit Schlagwerk ist wasserdicht. Es ist schlicht unmöglich, den Schieber an der Gehäuseflanke dauerhaft abzudichten, ohne dessen leichtgängige Funktion zu beeinträchtigen.

Die Tonfedern: bei Patek Philippe werden die Tonfedern in 21 verschiedene Klassen eingeteilt. So bekommt jedes Modell eine individuelle Tonfeder, die beim Einbau nochmals individuell angepasst wird bis der Klang hinsichtlich Klangfarbe und Klangdauer stimmt.

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Fertigungsdauer: Es dauert 6 bis 16 Monate (in Abhängigkeit von den Komplikationen der Uhr) bis eine Minutenrepetition bei Patek Philippe fertiggestellt ist. Ein Uhrmacher baut eine solche Uhr von A bis Z. Bei Patek Philippe gibt es nur etwa 15 Uhrmacher, die so etwas können.

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Kaufen kann man eine Patek Philippe Minutenrepetition ausschließlich im Patek Salon im Genfer Stammhaus.

-Die Preise für eine Minutenrepetition beginnen bei etwa 400.000 Euro.

-Patek Philippe wählt die Käufer solcher Uhren selber aus. Es sollen vornehmlich die wirklichen Patek Philippe Liebhaber die Gelegenheit erhalten, eine solche Uhr erwerben und genießen zu können.

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Im Teil 2 dieses Artikel widme ich mich dann der Funktionsweise einer Minutenrepetition. Dort gibt es auch Soundfiles und Videos, die beim Verständnis dieser mechanischen Wunder helfen.

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