Manon, alias MaggyPee, ist die Uhrmacherin meines Vertrauens. Warum? Weil sie ihre Arbeit liebt und zudem perfekt beherrscht. An dieser Stelle gibt sie wieder einmal einen tollen Einblick in ihre Werkstatt und in ihre Kunst. Hier restauriert sie eine Rolex GMT-Master Ref. 1675, ohne der Uhr aber ihre Geschichte zu nehmen. Viel Freude bei der Lektüre!
Ich widme mich heute einen eher super sensiblen und auch sehr kritischen Bereich bezüglich Aufarbeitungen von Uhren
der Vintage-Welt
Die Meinungen indessen was Aufbereitungen dieser alten Uhren betrifft, sind wirklich schon sehr unterschiedlich gehalten, es gibt genügend die sagen: „Niemals“ und es gibt diejenigen, die möchten dies doch, es u.a. die sich zB. solch ein Exemplar gebraucht erworben haben und sie mit dem reellen Zustand weder zufrieden sind, noch glücklich werden könnten und es sind meist die Uhren, die dann zu mir finden.
Es sind Uhren die ihrer Pflege bedürfen, meist optisch sowie mitunter auch technisch und leider sind recht viele dieser Wegbegleiter auch schon in ihrem Leben durch unerfahrene Hände gegangen, besonders was Polituren bzw. Aufbereitungen betrifft, jaaa…… schon fast regelrecht misshandelt worden, weil auf Teufel komm raus versucht worden ist, sie in ihrer Vergangenheit mehrmals auf ein optisches „NEU“ zu bringen, jedoch ohne die erforderliche Sachkenntnis dazu zu haben, dazu zählt auch der unsachgemäße Einsatz von Politurtüchern.
Aber warum kommen besonders gerade diese Veteranen zu mir?

Hier besteht meine Aufgabe vorrangig darin, sie definitiv nicht neu zu machen sondern wenn, die Stimmigkeit wieder herzustellen indem ich ihr höchst diszipliniert jegliche erforderliche Minute schenke, welche sie benötigt um ihr wieder ihren Charakter zu geben, welcher mit so viele Erlebnisse unterlegt ist, die Geschichten erzählen.
kurz um: um sie wieder in die Welt zurück zuführen um bestaunt und vor allem, um geliebt zu werden.
Und um sich diesem Uhren gegenüberzustellen bedarf es ein hohes Maß der Indikationsstellung was wirklich möglich ist und was nicht, natürlich bemessen an den eigenen Fähigkeiten dieses zu realisieren und konsequent zu erfüllen, gibt es bei mir eine Art goldene Regel , wenn eines dieser traurigen Schätze zu mir und in meine Hände gelangt:
V Vorsichtige und individuelle Bearbeitung
I Inspiration
N Nostalgie beachten, auch kollektiv.
T Totale Passion
A Authentizität bewahren
G Genauste Einhaltung von Besitzerwünsche
E Emotionen sensibilisieren
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In dieser Folge von X-Pee´dition möchte ich an einem Beispiel veranschaulichen, wie ich die an mich gestellten Wünsche umsetze, welche ich in den wichtigsten Punkten fotografisch begleitet habe:
Einen weit verbreiteten Klassiker der zu mir gelangt ist mit der verbundenen Bitte diesen einen Hauch in dessen Optik stimmiger zu gestalten, ist eine Rolex GMT 1675 von 1978
Nach meiner Inaugenscheinnahme habe ich mit dem Besitzer punktuell abgestimmt, welche Ziele erreicht werden sollen und können, berücksichtigt auf dessen Wünschen nebst Vorgaben sowie meinen Empfehlungen:
let’s begin the return of living love
Eine sorgfältige Arbeit zu leisten heißt, eine sorgfältige Vorbereitung und dies beginne ich damit, dass ich die Uhr in ihren einzelnen Bauelemente komplett zerlege, denn auch nur so kann ich nur so mich nachher jedem Bauteil punktuell zuwenden.
Anhand meiner Arbeitskarte, lege ich nun Arbeitsschritte und Reihenfolge fest, indem ich das komplette Szenario einmal gedanklich durchgehe um auch von vornherein eigene Fehlerquellen auszuschließen und somit auch keine unnötigen, zusätzlichen Manipulationen an der Uhr zu haben.
Starten werde ich mit den Case, da hier das Hauptaugenmerk liegt, besonders an den Gehäusebohrungen, den Hörnern nebst Fasen, diese wieder optisch zu gestalten und ohne hier einen wirklichen Materialabtrag vorzunehmen !!! deshalb verzichte ich auf große Maschinen, und bearbeite dies ausschließlich von Hand weil ich so auf jeden einzelnen Arbeitsschritt definitiv Einfluss besitze.
Entfernung der Ausfransungen Gehäusebohrungen der Federstege und sowie Flankenüberarbeitung durch BTV***
*** BTV =Blickwinkeltäuschungsverfahren: ist die Überarbeitung von Flächen mit Blessuren in Form der Oberflächenstrukturveränderung indem eigentlich nur das menschliche Auge nachher getäuscht wird, und es kommt nahe zu keinem Materialabtrag sowie die Fläche wirkt etwas „frischer“ und stimmiger zum Rest des Gehäuse
Aufwertung Diagonalschliff und Fase
Rotationsschliff – Bessere Darstellung
Gehäuseboden – Überarbeitung
Lünettenkranz Seitenschliff verbessern
Armband – Bandteile leicht überarbeiten
Schließe leicht überarbeiten
Nachdem alle Bauteile sich ihrer gewünschten Prozedur unterzogen haben, geht es nun wieder in die Montage der Uhr und in mir beginnen langsam die Hoffnungen, dass das Ergebnis meiner Arbeit den Erwartungen des Besitzers im vollsten Umfang zufriedenstellend erfüllt ist.
Und als Ergebnis wieder eine sehr schöne und stimmige Uhr ohne ihr wirklich eines ihrer Geschichten zu klauen
– fine –
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