Der Salon International de Haute Horlogerie, kurz SIHH, ist in jedem Januar eines Jahres ein Höhepunkt im Uhrenjahr.
Und so ist der SIHH für mich auch immer wieder ein echtes Highlight, welches in diesem Jahr schon mit der Anreise begonnen hat. Kurz vor Genf, über den Wolken, sah das Montblanc-Massiv direkt nach dem Sonnenaufgang noch majästetischer aus als sonst. Es sollte ein toller Tag werden.
Ein kurzer Blick auf die Uhr, die Maschine hatte eine halbe Stunde Verspätung. Die Enteisung im kalten München dauerte etwas länger. Geduld ist allerdings nicht gerade meine Stärke wenn ich kurz davor bin, die Neuheiten vornehmlich von Parmigiani zu sehen.
Doch jede Reise ist auch mal zu ende und da der Palexpo-Komplex direkt neben dem Airport Geneve liegt sind die Wege kurz.
Parmigiani gehört nicht zu den Uhrenmarken, die in jedem Jahr auf´s Neue mit spektakulären Messeständen auf sich aufmerksam machen. Das muss die Manufaktur aus Fleurier auch gar nicht. Bei Parmigiani stehe die Uhren im Mittelpunkt, und da muss man sich überhaupt nicht verstecken. Ganz im Gegenteil!
Und da bei Parmigiani die Uhren und deren Substanz, sprich die unbedingte Qualität im Mittelpunkt stehen kann man das folgende Bild durchaus buchstäblich sehen. Es steht auf dem Parmigiani-Stand immer ein ganz besonderes Stück im optischen Mittelpunkt.
In diesem Jahr ist dies eine Taschenuhr in Lépine-Form, die zusammen mit der bekannten Glaskunst-Marke Lalique entstanden ist.
Wesentliche Teile der Uhr wie das Zifferblatt und der Bodendeckel bestehe aus Lalique-Glas. Sehr faszinierend!
Die wunderbare Rückseite, natürlich auch aus Glas
Die Figuren und Elemente der Uhr wie auch des Halters sind aus dem Vollen von Hand herausgearbeitet. Daher wirken z.B. die Figuren immer dreidimensional, egal von welcher Seite man diese Uhr betrachtet.
In der Uhr verrichtet das Parmigiani-Kaliber 355 seinen Dienst. Das Gehäuse der Minutenrepetition ist aus Platin und Lalique-Gals sowie aus sehr vielen Baguette-Diamanten gefertigt.
Folgend einige Impressionen der Herstellung des Glases. Zuerst wird die grobe Form modelliert, eine Gussform hergestellt und dann ein Glasrohling gegossen.
Nachdem der Glasrohling hergestellt ist erfolgt die Ausarbeitung von Hand.
Und dann werden die Taschenuhr, hier im Entwurf,
und der Glasständer zusammengeführt, ebenfalls im Entwurf,
Das ist Handwerkskust at its best!
Und hier noch einmal das Endergebnis all der Bemühungen:
Aber Parmigiani präsentierte noch mehr Neuheiten, und jede Einzelne davon stellt exakt das das, was Parmigiani ausmacht: Authentizität. Keine Show, keine heiße Marketing-Luft, dafür aber jede Menge Qualität und Substanz.
Ich beginne mit der Tonda. Die Tonda 1950 ist je schon einige Zeit das Modell, welches auf der Vorderseite durch seine schlichte Eleganz besticht und auf der Rückseite die technologische Kompetenz der Marke zeigt.
Die Tonda 1950 wurde nun durch einige tolle Varianten ergänzt. Sanfte Evolution also und nicht ständige Revolution, wie bei manch anderer Marke.
Die Tonda 1950 Skeleton
Weniger ist mehr, das könnte die Leitidee der Skeleton sein. man ersetzte das massive Zifferblatt durch eines aus Safirglas und entferne am Uhrwerk alles Material, was nicht zwingend benötigt wird.
Aus dem Kaliber PF 701 der normalen Tonda 1950 wurde das Kaliber PF 705
Für die Damen gibt es eine wesentlich weniger technisch wirkende Variante, bei der das Zifferblatt, ebenfalls aus Safirglas, nur semi-transparent gearbeitet ist. Das Werk scheint leicht durch.
Die Tonda Hemisphere
Auch die Tonda Hemisphere erfuhr eine schöne Ergänzung. Neben den Herren-Modellen…
gibt es nun auch eine schöne Ergänzung für die Damen
Die 24h Anzeigen für die lokale Zeit und für die Heimatzeit werden, anders als bei den Herrenmodellen, nicht mittel Zeiger dargestellt, sondern über Weltkugeln, bei denen die Nachtzeit dunkel eingefärbt ist.
Das Band der Uhr kommt, wie bei Parmigiani üblich, von Hermès. Das helle Blau passt perfekt.
Die Faltschließe verfügt über ein ebenso sinnvolles wie auch praktisches Detail: eine nahezu nicht sichtbare Schnellverstellung der Bandlänge.
Drück man den Steg derart, dass ein grüner Ring sichtbar wird entriegelt den Mechanismus und schon kann die Länge verstellt werden.
Will man die Länge arretieren genügt ein Druck auf den Steg, bis der rote Ring zu sehen ist.
Die Tonda 1950 mit massivem Metallband
Die Tonda 1950 wird jetzt auch mit massivem Metallband angeboten. Am Arm wirkt das Band aber nicht ganz so massiv wie auf dem Tisch.
Auch diese Variante gibt es als Herren- und Damenmodell, dann mit Steinbesatz der Lünette.
Die Tonda 1950 Meteorite
Auch sehr sehenswert ist die Tonda 1950 mit Titangehäuse und Meteoritenzifferblatt. Diese Variante gibt es mit schwarzem und blauem Meteoriten-Blatt.
Von beiden Versionen wird es zusammen 50 Exemplare geben.
Die Komplikationen
Auch bei den Komplikationen zeigte Parmigiani tolle Stücke. Bei dieser Minutenrepetition gibt es keinen Schieber am Gehäuse. Das Schlagwerk wird über die geriffelte Lünette aufgezogen. Wenn das Schlagwerk läuft, dann rotieren die Lammellen im Zentrum des Blattes.
Die nächste Uhr ist die Toric tecnica Carpe. Dabei erklärt sich der Name sehr schnell.
Das Zifferblatt des Ewigen Kalenders mit Tourbillon, Minutenrepetition und Chronograph zieren gravierte Karpfen.
Aber auch der Bodendeckel entzückt.
Die nächste Uhr kommt aus der Capitole Familie. Sie trägt den Zusatz “Wave”. Warum ist auch schnell zu erkennen.
Und auch hier begeistert das Uhrwerk
Auch in der Pershing-Familie gab es Zuwachs in Form eines Tourbillons mit skelettiertem Werk und fehlendem Zifferblatt, hier rechts
Aber auch das “nomale” Tourbillon weiß zu begeistern
Doch zurück zur Neuheit
Ich erwische mich oft dabei, wie ich minutenlang auf die Rückseiten der Uhren blicke, ganz tief versunken in den wunderbaren mikromechanischen Meisterwerken. Ich denke angesichts der Bilder ist das nachvollziehbar
Das Parmigiani auch Uhren bauen kann, die nicht rund sind, ist ja bekannt. Das Kalpa XL Tourbillon Meteorite ist ein besonders schönes Beispiel
Und selbstverständlich verwendet Parmigiani hier ein Formwerk. Alles andere wäre Sünde.
Die Bugatti Type 370 Sondermodelle
Besonders freudig überrascht war ich von einer Neuauflage der Bugatti Type 370. Dieses Meisterwerk, ich habe ihm einen eigenen Artikel in diesem Blog gewidmet, feiert seinen zehnten Geburtstag. Und zu diesem Jubiläum gibt es nun drei neue Versionen:
die Bugatti Type 370 10 éme anniversaire Mythe
die Bugatti Type 370 10 éme anniversaire Révélation
und die Bugatti Type 370 10 éme anniversaire Victoire
Nach meinem mehrstündigen Besuch bei Parmigiani auf dem SIHH 2015 war ich per absoluter Reizüberflutung wirklich im positiven Sinne ermattet. So viele tolle Uhren sieht man selten in so kurzer Zeit.
Einen solchen Artikel kann man nicht beenden, bevor man den Macher dieser Uhren angemessen gewürdigt hat. Michel Parmigiani, hier limks im Bild, ist Gründer und President von Parmigiani
Schließen möchte ich mit einigen Impressionen der Vitrinen rund um den Parmigiani Stand
Mein besonderer Dank gilt den netten menschen bei Parmigiani, die diesen Einblick ermöglicht haben. Allen voran danke ich Irene Ramme, Evelin Binder, Dirk Boettcher und natürlich auch Patrick Schneider.
Very well done Parmigiani!
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