Rund um Hublot, die wohl polarisierendste Uhrenmarke derzeit, ranken sich viele Geschichten. Viele sind richtig, doch manche dieser Geschichten sind schlichtweg falsch.
Einer dieser Mythen ist die Behauptung, Hublot hätte sich bereits in der Gründungszeit am Design von Gérald Genta und speziell der Audemars Piguet Royal Oak “bedient”.
Seit Jahren bin ich auch als Moderator in Uhrenforen unterwegs und erlebe die Diskussionen rund um Hublot daher hautnah.
Und so wurde in nahezu jedem Uhrenforum weltweit, immer wiederkehrend und leidenschaftlich, über die Ursprünge des Designs der Hublot-Uhren diskutiert. Und viel wurde auch spekuliert.
Ich habe daraufhin heute Jean-Claude Biver direkt gefragt, wie es seinerzeit zum Hublot Design gekommen ist. Er kannte Gérald Genta persönlich und war seinerzeit ja auch bei Audemars Piguet tätig.
Ich bekam diese Erklärung hier von ihm, wohlgemerkt handschriftlich geschrieben und gezeichnet, obwohl er sich gerade beim Poloturnier in Gstaad befand. Typisch Jean-Claude Biver eben.
Das Design der Hublot Uhren war, wie der Markenname auch, also von einem Bullauge inspiriert, wie es beim Namen “Hublot” Bullauge ja auch naheliegend ist.
Und dieses Bullaugen-Design erkennt man sowohl bei den frühen Hublot Uhren
wie auch bei den aktuellen Modellen.
Nun behaupteten hartnäckige Kritiker von Hublot, dass sich Gérald Genta beim früheren Entwurf der Audemars Piguet ebenfalls an einem Bullauge orientiert hat und dass Hublot deswegen diese Designidee nur “abgekupfert” hat. Bei einigen Menschen führte das sogar dazu, dass sie sich deswegen niemals eine Hublot kaufen würden.
Doch wenn man die Geschichte präziser verfolgt, dann findet man die Wahrheit in etwas anderer Form.
Am Beginn der Quarzkrise, man schrieb das Jahr 1971, suchte Audemars Piguet nach einer neuen Uhr, mit der man neue Absatzmärkte erschließen wollte. Die Marke kontaktierte den damals bereits bekannten Designer Gérald Genta und beauftragte ihn, eine solche Uhr zu entwerfen. Zeitansatz: ein Tag. APs Forderung war dabei wenig präzise. Man wollte eine sportliche Uhr aus Edelstahl vornehmlich für den italienischen Markt (die Idee zu so einer Uhr kam aus dem italienischen Markt). Genta entwarf dann, über Nacht, eine Stahl-Sportuhr, die sich an einem Taucherhelm (!) orientiert hat
“Apparently, Genta’s eureka moment was inspired by the traditional diver’s helmet. He chanced upon a diver emerging from Lake Geneva and was inspired by the screws that held on to the watertight faceplate.” , Quelle: The Hour Glass.
Gérald Genta beschrieb in Interviews später, wie er sowohl auf die Idee zur Royal Oak als auch zur Patek Philippe Nautilus kam. Beide Male saß er in einem Genfer Hotel mit Blick auf den See.
Und so sehen die Taucherhelme, die in dieser Zeit genutzt worden sind und die bis heute Anwendung finden, aus.
Gut zu erkennen: die verschraubte, wasserdichte Frontplatte.
Exakt diesen Hergang findet man in verschiedenen Quellen beschrieben.
http://www.timeandwatches.com/p/hist…royal-oak.html
Und AP schreibt es selber auf der eigenen HP:
https://www.audemarspiguet.com/en/la…onary-designer
Anhand dessen wird sehr schnell klar, dass Gentas Inspirationen für die AP Royal Oak auf der einen Seite und die Idee für die Hublot-Uhren auf der anderen Seite vollkommen andere Ursprünge haben. Nicht ein Bullauge war das Vorbild für die Royal Oak, sondern die verschraubte, wasserdichte Frontplatte eines Taucherhelms.
Zu unterschiedlich sind doch ein klassisches Bullauge und die verschraubte, wasserdichte Frontplatte eines Taucherhelms im Design.
Und damit wäre wieder einer der viele Jahre existierenden (falschen) Mythen rund um Hublot geklärt.
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