175 Jahre Patek Philippe
Was kann eine familiengeführte Manufaktur wie Patek Philippe, bei der nahezu jede Uhr aussergewöhnlich und rar ist, zum eigenen 175. Jubiläum präsentieren?
Eine Marke, die im normalen Portfolio Uhren wie die Triple Complication Ref. 5208 anbietet?
Oder eine Manufaktur, die sich und uns allen zum 150. Jubiläum eine höchstkomplizierte Taschenuhr, die Taschenuhr Kaliber 89, mit 33 Komplikationen und 1728 Einzelteilen geschenkt hat?
Die Erwartungen waren also groß. Wenn man aber Patek Philippe etwas näher kennt dann weiß man, dass die eigenen Ansprüche der Marke an sich selber kaum von aussen zu überbieten sind. Gute Chancen also, dass Patek Philippe auch zu diesem Jubiläum etwas ganz Besonderes präsentieren wird.
Angefangen hat die Geschichte des Hauses Patek Philippe als Firma Patek, Czapek & Cie. im Jahr 1839 in Genf. Antoine Norbert de Patek war ein Adliger, dessen Familie aus Nähe von Lublin kommt und der in Genf seine Firma zusammen mit Francois Czapek gegründet hat und bereits ab 1839 Uhren, auch für gekrönte Häupter wie die Herrscherfamilie in Russland gefertigt hat.
Einige Jahre später, im Jahr1845, traf Patek den Uhrmacher Jean-Adrien Philippe in Paris und lud ihn nach Genf ein. Philippe, der sich in besonderem Maße in der Historie des Uhrenbaus verdient gemacht hat, kam noch im selben Jahr nach Genf und 1845 erschien auch die erste Taschenuhr des Hauses mit schlüssellosem Aufzug. Philippe erfand den Aufzugsmechanismus einer Taschenuhr über die Krone. Bis dahin musste man Taschenuhren mit einem speziellen Schlüssel aufziehen. Ab 1851 dann hieß die Firma Patek, Philippe & Cie.
Und bis heute hält eine nahezu ungebrochene Abfolge von uhrmacherischen Höhepunkten aus dem Hause Patek Philippe an, welche die Aficionados in der ganzen Welt ständig aufs Neue begeistert. Dabei erzielen die Uhren von Patek Philippe auch in Sammlerkreisen höchste Preise, was aber eher als Ergebnis der klugen Firmenpolitik der Familie Stern, die seit 1932 die Geschäfte führt, zu deuten ist. Zuvor waren die Sterns die Zifferblatt-Produzenten von Patek Philippe. Zu dieser Firmenpolitik gehört auch die strikte Ausrichtung allen Handelns an den Grundwerten der Marke. Und diese sind beileibe keine Marketingfloskeln, sondern sie werden gelebt und finden sich in jeder einzelnen Uhr des Hauses wieder. Diese Werte kein schnelllebiges Element, sie existieren konstant und werden ständig weiter entwickelt. Und das ist etwas, dass sich heute offenbar nur noch eine inhabergeführte Marke leisten kann und will. Oder warum sonst fehlen derartige Werte den meisten Marken zusehends?
Zu den gelebten Werten Patek Philippes zählen:
Unabhängigkeit ->Patek ist und bleibt ein Familienunternehmen
Tradition -> alle vorhandenen Kompetenzen werden gepflegt
Innovation -> neben der Tradition spielt aber die Innovation eine wichtige Rolle, wie man an der Verwendung von z.B. Silizium-Komponenten in einigen Uhrwerken erkennen kann
Qualität und Kunstfertigkeit -> seit Anbeginn hat die Marke ein Ziel: die Herstellung der besten Uhren der Welt; das Patek Philippe Siegel, ein Gütezeichen mit Prüfkriterien, die weit über den üblichen Prüfkriterien für hochwertige Armbanduhren liegen, ist anschaulicher Beweis
Seltenheit -> Eine Patek Philippe wird niemals Massenware sein; alleine die Tatsache, dass in allen Patek Philippe Uhren ein eigenes Manufakturwerk höchster Qualität seinen Dienst versieht limitiert die Produktion auf natürliche Art und Weise
Wert -> die Summe aller Bemühungen lässt bei Patek Philippe Zeitmesser entstehen, die wertvoll sind und die vor allem wertvoll bleiben
Ästhetik -> Patek Philippe Uhren sollen ästhetische Objekte sein, die über den modischen Strömungen stehen
Service -> Selbstverständlich bedarf es einem überragendem Service, wenn man derart hochwertige Uhren verkauft; Service beim Verkauf ebenso wie auch Service bei der Revision der Uhren im Laufe der Zeit; auch dieser Aspekt limitiert die Anzahl an gefertigten Patek Philippe Uhren
Emotion -> Die oben dargestellten und in jeder Patek Philippe zu findenden Werte vermitteln auch beim Besitzer einer solchen Uhr Emotionen; Emotionen, die auch bei den Menschen zu finden sind, die diese Uhren anfertigen und bei denen, die sie Verkaufen; Nicht zuletzt auch bei den Uhrensammlern
Vermächtnis -> So wie bei Patek Philippe die dargestellten Werte gelebt und ebenso weiter gegeben werden wie auch handwerkliche und Technologische Kompetenzen, so wird auch die Führung der Marke in der Familie Stern weiter gegeben; zuletzt im Jahr 2009 von Philippe Stern an seinen Sohn Thierry; und so gibt auch jeder Besitzer einer Patek Philippe irgendwann seine Uhr weiter, als Teil seines eigenen Vermächtnisses
Die Jubiläumsuhren
Patek Philippe Grandmaster Chime Ref. 5175R
Die Grandmaster Chime ist eine Uhr mit nicht weniger als zwanzig Komplikationen, die sich auf zwei Zifferblätter verteilen. Handwerklich kaum zu übertreffen ist diese Uhr wieder ein Meisterstück. Das Besondere an dieser Uhr ist die noch nie da gewesene Anzahl an akustischen Zeitanzeigen, die in einer Uhr vereint worden sind. Neben der “normalen” Minutenrepetition, welche die Stunden, die Viertelstunden und die Minuten nach der letzten Viertelstunde auf Abruf, sprich bei der Bedienung des enstprechenden Drückers an der Uhr über drei Tonfedern angibt existiert in der Uhr noch eine Grande Sonnerie. Diese schlägt automatisch jede volle Stunde in tiefen Tönen und zusätzlich zu jeder neben den Stunden auch die Viertelstunden in einer Sequenz von drei wechselnden Tönen. Die ebenfalls vorhandene Petite Sonnerie schlägt hingegen automatisch zu jeder vollen Stunde die Stunden in tiefen Tönen und zu den Viertelstunden nur die Viertelstunden, ohne dass die Stundenschläge noch einmal ertönen. Zusätzlich zu diesen drei akustischen Zeitanzeigen kann man sich auch das Datum akustisch anzeigen lassen. Hierbei wird erst pro vollen zehn vergangenen Tagen ein tiefer Schlag ertönen und dann ein hoher Schlag für jeden weiteren vergangenen Tag, sobald man den Drücker betätigt, der mit “Date” markiert ist (s.u.). Die fünfte akustische Anzeige ist die eines Terminkalenders, den man 24 Stunden im Voraus stellen kann und der den Träger über die drei Tonfedern des Schlagwerks an wichtige Termine erinnert. Eingestellt wird der Terminkalender über das Hilfszifferblatt bei 12 Uhr, ein 24h-Zifferblatt, auf der ersten Seite der Uhr (s.u.). Der besondere Clou liegt auch darin, dass das Schlagwerk für alle fünf Modi über ein eigenes Federhaus mit 30 Stunden Gangreserve verfügt. Daher fehlt auch der für z.B. Minutenrepetitionen übliche Schieber.
Die Komplikationen der Uhr im Einzelnen:
Das Gehäuse ist reich von Hand per Gravur verziert worden. technisch weist das Gehäuse einige Besonderheiten auf, doch dazu später mehr.
In der Grandmaster Chime versieht das hochfeine PP Kaliber 300 GS AL 36-750 QIS FUS IRM seinen Dienst. Es verfügt über nicht weniger als 1366 Einzelteile.
Die Grandmaster Chime besitzt zwei Zifferblätter, je eines auf der Vorder- und auf der Rückseite. Um beide Blätter, vor allem aber die Anzeigen geniessen zu können kann man das etwas über 47 mm im Durchmesser messende Gehäuse der Uhr im Armband einfach an den Anstössen drehen. Alleine dieser Drehmechanismus vereinigt 214 Einzelteile in sich.
Einige weitere, wunderbare Details der von Hand verzierten Uhr
Während die eine Seite der Uhr neben der Uhrzeit und der Mondphasenanzeige vornehmlich die Funktionen des Schlagwerkes zur Schau stellt widmet sich die zweite Seite den Kalenderanzeigen. Der Blick auf die zweiter Seite der Uhr, genauer auf einen Teil des Ewigen Kalenders
Die wunderschöne Box zu dieser Uhr
Und die stolzen Macher: Philippe und Thierry Stern
Von der Gandmaster Chime wird es lediglich sieben Exemplare geben.
Patek Philippe World Time Moon Ref. 5575 bzw. 7175
Diese Uhr, gefertigt in zwei Varianten ( Ref. 5574 mit 40 mm in Weißgold für den Herren und die Ref. 7175 mit 38 mm in Roségold und Diamanten für die Damen) besitzt eine sehr schöne und Detailgetreue Mondphasenanzeige, bei der der Mond auf eine Mineralglasscheibe gedruckt worden ist. Auch existiert hier nur ein Mond und nicht, wie bei üblichen Mondphasenanzeigen, zwei Monde. Das heisst, dass sich die Scheibe einmal im Laufe der Mondphase um sich selber dreht. Abnehmender und zunehmender Mond werde über eine darüber liegende, speziell geformte Scheibe abgebildet, die den Mond in seinem Lauf entsprechend verdeckt.
Das Herrenmodell ist auf 1300 Uhren und das Damenmodell auf 450 Uhren limitiert.
Das neu entwickelte PP Kaliber 240 HU LU
Patek Philippe Chiming Jump Hour Ref. 5275
Bei diesem, auf 175 Exemplare limitierten Modell werden die Stunden springend in einem Fenster bei zwölf Uhr angezeigt. Zudem ertönt zu jeder vollen Stunde ein Stundensignal über die Tonfeder.
Das Gehäuse wie auch das Zifferblatt wurden per Handgravur kunstvoll verziert.
Das neuen PP Kaliber 32-650 HGS PS verfügt über 438 Einzelteile.
Patek Philippe Multi-Scale Chronograph Ref. 5975 bzw. 4675
Diesen Chronographen gibt es in zwei Ausführungen. Das 40 mm messende Herrenmodell Ref. 5975wird in Gelb-, Weiß- und Roségold (je 400 Exemplare) sowie in Platin (100 Exemplare) angeboten.
Multi-Scale Chronograph Ref. 5975P
Das im nächsten Bild gezeigte Damenmodell Ref. 4675 ziert ein Diamant Baguett Indicés und ist 37 mm groß. Je 150 Exemplare in Weiß- und Roségold wird es geben.
Das Chronographen Kaliber CH 28-520 mit Schaltrad und vertikaler Kupplung
Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass Patek Philippe zum eigenen 175. Jubiläum die Uhrenwelt wieder einmal mit ganz besonderen Modellen beschenkt hat. Well done Patek!
In einem zweiten Artikel wird es um die Jubiläumsuhren von Patek Philippe gehen, die weniger durch technische Komplikationen auffallen, sondern mehr durch die handwerkliche Spezialitäten wie Cloisonne-Emaille, Marquetry.Holzeinlagen und wunderschönen Graveurarbeiten.
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