Die Patek Philippe Ref. 3940 darf man getrost als “Ewige Referenz” bezeichnen. Und das aus zweierlei Gründen: zum einen handelt es sich um eine Uhr mit dem Mechanismus des Ewigen Kalendariums und zum anderen wurde diese Referenz von 1985 bis 2006, also einundzwanzig Jahre lang von Patek Philippe gebaut. Selbst für Patek Philippe ist das schon ein beeindruckend langer Zeitraum.
Für mich ist das einer der Gründe, dieser Referenz einen eigenen Artikel zu widmen und etwas intensiver auf die Historie dieses Modells einzugehen.
Patek Philippe hat einige Erfahrung mit Komplikationen im Allgemeinen und mit Ewigen Kalendern im Speziellen. 1925 wurde, noch bevor es normale Kalenderanzeigen gab, der erste Ewige Kalender in einer Armbanduhr verwirklicht. Eine Damentaschenuhr mit Ewigem Kalender aus dem Jahr 1898 wurde zu einer Arbanduhr umgebaut und 1927 verkauft.
Danach gab es immer mal wieder Ewigen Kalender, bis 1942 jedoch waren es stets Einzelstücke. Im Jahr 1942 kam dann der erste, in Serie gebaute Ewige Kalender von Patek Philippe auf den Markt. Dies war die Referenz 1526
Weitere Referenzen folgten mit einem Ewigen Kalender, so z.B. die Referenz 1591
oder die Referenz 3450Allen diesen Referenzen zwischen 1942 und 1985 war aber eines gemein: die Anzeige des Wochentages und des Monats in je einem kleinen Fenster, wohingegen der erste Ewige Kalender ja Anzeigen über Zeiger hatte.
Und in diesem Sinne war die 1985 präsentierte Ref. 3940 der erste Ewige Kalender von Patek Philippe, der dem Ur-Modell wieder ähnelte.
Die eindrucksvolle Geschichte der Ref. 3940 begann mit einem Sondermodell für den Patek Philippe Geschäftspartner Beyer in Zürich zu dessen 225. Jubiläum. Fünfundzwanzig dieser Uhren wurden gebaut. Interessant ist auch, dass Patek Philippe für diese Uhren auch fortlaufende Werknummern des Kaliber 240 Q vergeben hat, die No.1 der Beyer Sondermodelle trägt die Werknummer 770001, die No. 25 trägt die Werknummer 770025. So etwas hat Patek Philippe nur sehr selten gemacht.
Und dass die Ref. 3940 etwas Besonderes ist zeigt auch, das der Ehrenpräsident von Patek Philippe, Philippe Stern eine solche Uhr, ebenfalls mit dem goldenen Zifferblatt der Beyer-Edition, jedoch ohne Nummerierung, täglich trägt
Von der Ref. 3940 gab es im Laufe der Zeit drei wesentliche Varianten, die ich in der Folge vorstellen möchte.
Die erste Serie der Ref. 3940 gab es etwa von 1985 bis 1987 und trägt ca. die Werknummern 770000 bis etwa 770700.
Normalerweise haben die Uhren der ersten Serie ein Zifferblatt in mattsilber, ganz wenige Exemplare mit dem goldenen (oder champagne-farbenen) Zifferblatt (siehe die Beyer-Edition oder die Uhr von Philippe Stern).
Charakteristisch für die Uhren der ersten Serie sind die sehr tief gesetzten Hilfszifferblätter, bei denen der Druck der Wochentage und der Monate nicht innerhalb des Hilfszifferblattes sondern auf der Ebene des Hauptzifferblattes angebracht worden ist. Die tiefer liegenden Hilfszifferblätter bei 3 und 9 Uhr sind champagne-farben.
Die zweite Serie gab es dann von 1987 bis ca. 1989 oder in Werknummern ausgedrückt von 770701 bis etwa 771150.
Bei dieser zweiten Serie liegen die Hilfszifferblätter bei 3 und 9 Uhr weniger tief versenkt als bei der ersten Serie und die Farbe der Hilfszifferblätter ist wesentlich weniger unterschiedlich zur Farbe des Hauptzifferblattes. Lediglich die 24h Anzeige zeigt für die Nachtstunden zwischen 18 und 6 Uhr eine etwas dunklere Einfärbung. Auch bei dieser Serie sind die Zifferblätter meist matt-silber, ganz selten auch champagne-farben.
Die Uhren der dritten Serie wurden von 1989 bis zur Einstellung der Ref. 3940 im Jahr 2006 gebaut.
Der sofort erkennbare Unterschied zur ersten und zweiten Serie ist im Bereich der Anzeige des Schaltjahres zu erkennen: bei der dritten Serie trennt eine Art Fadenkreuz die Jahre und die Ziffern 1 bis 4 stehen nicht mehr senkrecht und waagerecht in der Flucht zur Zeigerachse, sondern seitlich versetzt dazu.
Von 1985 bis 1992 gab es die Ref. 3940 ausschließlich mit einem massiven Metallbodendeckel. Die Version mit Safirglasboden trug in dieser Zeit die Referenznummer 3941.
In der Ansicht von vorne ist die Ref. 3941 nicht von der Ref. 3940 zu unterscheiden. In der genannten Zeit gab es die Ref. 3940 und die 3941 in Gelb-, Rosé- und Weißgold. Die Ref. 3941 ist extrem selten zu finden und entsprechend kostbar.
Die Version mit integriertem Metallband trug von 1986 bis 2006 die Referenz 3945
Es gab die Ref. 3940 in geringer Auflage und nur auf Anfrage in den 80er Jahren auch mit nicht integriertem Metallband. Sie hieß in diesem Fall Ref. 3940/1
Von 1993 bis 2006 gab es die Referenz 3940 in den Goldgehäusen dann sowohl mit massivem Bodendeckel als auch mit Safirglasboden. Die Platinversion der Uhr, die es ab 1993 gab, hatten nie einen Safirglasboden.
Seit 1997 wurde die Referenz 3940 serienmäßig mit einer Faltschließe ausgeliefert. Zuerst war diese oval
Später dann trug sie das Calatrava-Kreuz
Vor 1997 wurde die Referenz 3940 mit Dornschließe ausgeliefert
Bezüglich des verbaute Patek Philippe Kalibers gab es ebenfalls im Laufe der Zeit eine Änderung.
Ursprünglich kam die Ref. 3940 mit dem Kaliber 240 Q auf den Markt
Die Zifferblattseite des Kal. 240 Q
Die Uhren der Referenz 3940 mit dem Kaliber 240 Q trugen zwischen 1985 und 1998 die Werknummern 770000 bis 776599.
In 1998 dann wurde das Kaliber zum Kal. 240/114 umbenannt, die Werknummernsystematik änderte sich und die Werknummern starteten bei 312390
Das Kaliber 240 Q gabe es auch in anderen, der Ref. 3940 sehr ähnlichen Referenzen:
Referenz 5038
Von dieser Referenz, die ab 1996 hergestellt worden ist, gab es 500 Uhren im Weißgoldgehäuse mit Safirglasboden
Referenz 5039
Diese Referenz gab es in Gelb-, Rosé- und Weißgold mit massivem Boden und Safirglasboden. In Platin gab es diese Referenz nicht.
Referenz 5040
Diese Referenz gab es in allen Goldvarianten mit massivem Boden und Glasboden sowie in Platin, dann aber nur mit massivem Boden.
Referenz 5041
Diese Referenz gab es nur in Weißgold wie abgebildet.
Referenz 5049
Von dieser Referenz gab es nur 20 Exemplare zum 200. Jubiläum von Boodle & Dunthorne in 1998. Die Uhr wurde in Platin gefertigt.
Referenz 5136/1
Dieses Modell mit Metallband gab es in Weiß- und in Gelbgold mit massivem Bodendeckel und Safirglasboden. Gefertigt wurde das gezeigte Exemplar 2004.
Doch zurück zur Referenz 3940, um die es in diesem Beitrag hauptsächlich gehen soll. Diese Referenz wurde also 21 Jahre lang nahezu unverändert gebaut. Ein untrügliches Zeichen für einen zeitlosen Klassiker, an dem es kaum etwas zu verändern gibt. Ausser vielleicht dem Gehäusedurchmesser, der mit 36 mm heute eher klein wirkt. Der Nachfolger der Ref. 3940, die Referenz 5140 ist mehr als zwei mm größer, von den Anzeigen aber sehr ähnlich. Zu dieser neuen Referenz am Ende mehr. Hier noch ein paar Bilder des Zubehörs der Ref. 3940
Der Nachfolger, die Referenz 5140:
Die Seitenansicht beider Modelle
Von der Ref. 5140 gibt es nun mehr ZIfferblattvarianten und damit mehr Wahlmöglichkeiten. Ausgewogener wirkt in meinen Augen aber das Zifferblatt der Ref. 3940.
Sie ist und bleibt ein echter Klassiker!
Referenz 3974
Zu guter letzt noch eine Schwester der Ref. 3940, die besondere Beachtung verdient. Die Ref. 3974 schaut, wenn man nur das Blatt betrachtet, der Ref. 3940 wie aus dem Gesicht geschnitten aus.
Das Besondere an dieser Referenz ist das Schlagwerk. Bei der Uhr handelt es sich um eine Minutenrepetition zusätzlich zum Ewigen Kalendarium.
In dieser Referenz versieht das Kaliber R 27 Q seinen Dienst. Ein technisch wie auch optisch wunderbares Uhrwerk. Mit 467 Einzelteilen ist dieses Uhrwerk zudem eines der komplexesten in einer Armbanduhr.
Der Wert dieser raren Referenz kann über eine Million US$ betragen, wie das folgende Beispiel zeigt, welches 2009 bei Antiquorum in New York für 1.2 Millionen US$ versteigert worden ist,
Auch mit dieser Referenz hat Patek Philippe wieder voll ins Schwarze getroffen. Daher werde ich der Ref. 3974 einen eigenen Artikel in diesem Blog widmen.
Hallo, in der Gebrauchsanleitung von meiner 3940 – auch bei Ihnen ersichtlich – steht daß die Zifferblätter in allen 3940-Modellen aus 18Kt Gold sind (kein Silber).
In dem Zertifikat finde ich auch für das Zifferblatt “argenté”. Das bedeutet silberfarbig, versilbert, nicht Silber.
In Ihrem von mir sehr geschätzen Artikel finde ich daß das Zifferblatt auch aus Silber in Gegensatz zu Gold erwähnt wird. Vielleicht lesen Sie nochmal nach ob das überall stimmt.
Mit fr. Grüssen,
Gerhard Boogaard NL
Sehr geehrter Herr Bongaard,
ich hatte diesbezüglich bei Patek Philippe beim Verfassen des Artikels nachgefragt. Dir Blätter, die mit „argenté“ gekennzeichnet sind wurde nicht aus 18kt Gold gefertigt und dann versilbert. Vielmehr sind diese aus massivem Silber und wurden dann lediglich oberflächenbearbeitet, sprich mit einem Schliff oder einer Körnung versehen. Hier ist das Manual also etwas mißverständlich.
Mit den besten Grüßen und vielen Dank für Ihren Input!
Sascha Glistau
Vielen Dank für Ihr Kommentar.
Ich habe gedacht daß die Zifferblatt alle aus Gold gefertigt wurden. In der Gebrauchsanleitung wird sogar erwähnt daß das für die weisse und gelbe Version so ist.