Was ist los mit der Welt der Sammler? Und was macht der Markt für Kunst, klassische Automobile, hochwertigen Wein und eben hochwertige Uhren?
Die Preise explodieren ins nahezu Unermessliche. Die hohen Preise bringen Stilblüten hervor, manche sind amüsant, andere frech oder gar kriminell. Fälschungen z.B. sind immer öfter zu sehen. Mir persönlich missfällt, dass der Markt für sammelwürdige Dinge mittlerweile zur Spielwiese gieriger Spekulanten geworden ist, denen meist jedweder Bezug zum Objekt ebenso fehlt wie der Hauch einer Ahnung.
Ziemlich genau traf Stephen meine Gedanken zu diesem Thema, speziell zum Markt Vintage-Rolex. Daher veröffentliche ich hier seinen Text, den er ursprünglich in einem Uhren-Internetforum niedergeschrieben hat:
Freunde,
Ich werde mir hiermit wenig Freunde schaffen! Kein Problem , das halten ja auch Andere aus.
Was bewegt mich hierzu?
Seit einigen wenigen Jahren ist der Vintage- Markt so richtig in Fahrt gekommen. Zunächst nachfrageorientiert. Und dann lässt sich diese ja steuern…
Aufgesprungen sind etliche wirklich Schlaue! Und so sieht es mittlerweile in meinen Augen aus:
Händler lassen seit Jahren kein gutes Haar mehr am Kollegen und der Umgang ist bisweilen eher rau…, so was gibt dann öffentlich zu lesen: “XY is a snake…“
Recht mag er haben, aber öffentlich schreibt man so was nicht! Ein Verfall der besseren Sitten aus Konkurrenzdenken und Neid . Kein Wunder wenn man glaubt es vom Hinterhof- Miniverkaufs- Stand bis in die weite Welt geschafft zu haben. Auch Faustkämpfe sind bereits berichtet worden am Rande einer Uhrenbörse.
Die Profitorientierung hat einen Aston Martin/ Ferrari/ Rolls/ Bentley zum Standart Fahrzeug der High-End Dealer werden lassen! Mag jemand das vielleicht etwas infantil nennen?
Geschäftsstellen oder Läden die Kosten verursachen, brauchen manche nimmer…sie sind Reisende in Sachen Uhren geworden. Das mag auch so noch manches Geld sparen…ne Website reicht…sicherer scheint es ohnehin und spart Versicherungskosten.
„Buy cheap, sell expensive.“.So sagte mir ein Händler im ersten Jahr seiner Geschäftseröffnung er überlege einen Carrera oder vielleicht doch lieber gleich einen S4.
Es soll auch Händler geben, die Manipulationen recht aufgeschlossen gegenüber stehen. Ich denke da an eine Double Red Sea Dweller die am Tauschgehäuse die 44er Seriennummer entfernt bekam und mit der Deckelnummer nachgraviert wurde. So wird in meinen Augen aus einem ehedem geachteten Buchautoren ein skrupelfreier Profitgeier. Das Seriennummer umgravieren ist wohl auch bei manchem Stahl-Gold Modell durchaus gebräuchlich da Stahl begehrter ist. Manipulationen die kaum mehr erkennbar sind. Gemacht von Meisterwerkstätten und Restorationsbetrieben mit High- Tech Equipment und Experten know-how . Da hilft auch keine Seriennummernliste mit Produktionsdaten, nur eine Herstelleraussage ob die Referenznummer passt. Schwer-mühselig…leider! Als besonders gute „ Investition“ entpuppen sich Zifferblätter mit etwas roter Farbe drauf. Angefangen hat es mit den neuerdings gerne Single-Red-Subs genannten, gesteigert mit den Doppelroten SDs und einem Höhepunkt -vermeintlicher Toskanaabstammung- der Tripple Red BC!
Man mag an diese wunderbaren Dinge kaum glauben, je mehr Rot- je mehr vermeintlicher Profit.
Fördernd wirkt auch ein griffiger Name, besonders die Verknüpfung mit Prominenz. Also gibt’s von Paul Neumann über Steve McQueen ,Calimero, dem leibhaftigen James Bond bis zur Pussy Galore reichlich davon. Gerne wurde auch mit der Zusage verkauft, die Uhr jederzeit wieder zum gezahlten Kurs zurückzunehmen .Im Fall des Falles wegen „ der Marktlage“ dann aber doch plötzlich doch nur minus „seriöser“ xx %.
Dann wurden Hausmarken entwickelt. Darunter verstehe ich seltsam veränderte Serienrolex. Manchmal mit „was“ abgefeilt als Projekt, mitunter geschwärzt, und etwas Rot macht sich bekanntlich ja immer gut. Ideal für den Jäger im Lodenmantel zum Bummel auf der Bond Street. Entlarvend wenn es dazu mal eine öffentliche Auktion gab mit der Möglichkeit für den Produzenten aktiv in die Preisgestaltung des Sekundärmarktes durch Mitsteigern einzugreifen. Unglaublich? Neee und sogar bejubelt!
Südlich der Alpen entwickelte sich die Besonderheit den freien Platz am Blatt bei 9 Uhr mit Logos zu versehen. Designtechisch gelungen und entsprechend überpreist. Man hat erkannt was der Sammler will!
Ameisenhändler haben sich formiert. Das sind z.B. Kfz Händler, Friseure oder ehemalige Alt-Analog- Fotoapparat Verticker die sich mit Hilfe diverser Foren belesen haben. Vom ahnungslosen Swatch- Träger zum Experten für hochpreisige Uhren gereift…mit Filialen in Steueroasen…Urlauben über 6 Wochen im Sommer…und abhängig vom Cash in die Täsch!
Warum sind sie diesen Weg gegangen? Easy money ? Gibt’s da so was wie Liebe zur Uhr?
Vielleicht nur geheuchelt als Stimulus?
Verkauft wird was geht. Und es geht vieles, sogar Uhren mit Wappen eines Staates den es zum Fertigungszeitpunkt noch gar nicht gab, sondern erst viele Jahre später.
Es scheint mitunter vorzukommen das eine Uhr erst dann angekauft wird, wenn schon der nächste Käufer gefunden ist…aber lediglich 10% Provision wäre ja Einigen nicht genug…Provisionsritter wäre als Bezeichnung für mich zu schmeichelhaft .Das Wort „ runterpoliert“ ist ein von diesen Herrschaften gerne gebrauchter Begriff um ihren Einkauf preisgünstig zu gestalten.
Der getriebene Sammler…..mit Passion kaufen was geht, Sammlung ausdehnen,
das muss man ja haben um mithalten zu können…anfällig für so manchen Hype…aber die Preise hinnehmen…Viel Cash-Viel Ehre , mit“ Hammer“ in Foren bejubelt! Ein amerikanischer Sammler schrieb mal über einen Verkäufer“… he wants both arms…“
Bestens verkaufen sich Uhren mit Geschichte…diese lassen sich ja eloquent, dichterisch ergänzen.
Provenance, gerne von einem abge***** Taucher/ Piloten/ Vietnam Veteranen/ verteuert den Spaß noch mal….
Taucheruhren der Peruanischen Luftwaffe, welch Anachronismus! Ich sehe dabei den im Haifischbecken soeben notgelandeten Piloten immer im gelben Rettungs- Schlauchboot treiben.
Uhren von argentinischen Miltitärdiktatur- Schergen entlocken so manches“ WOW“. Marine National und das Commando Hubert lassen mich an die „Rainbow Warrior“ denken .Endloser Ruhm? Gefördert durch Sammler dieser Devotionalien?
Der Daytona Hype, ein Paradebeispiel der Fehlentwicklung. Selten kann man die ja eigentlich nicht nennen. Nur wurde der Markt geschickt gesteuert.
Wie man so hört werden Grails sogar teilweise in Raten abgestottert. Oft nötige Inzahlungnahmen bescheren dem Dealer mitunter gleich doppelten Reibach.
Die Dealer Spanne ist gewaltig! Immobilienpreise für teilweise in Masse vor 40 Jahren gefertigte 800 DM Uhren. Der Sammler trifft sich gerne und häufig mit Gleichgesinnten, gerne auch an exquisiten Orten um sich gegenseitig zu bewundern und zu stützen. Da gibt’s dann oft immer die gleichen Uhren zu sehen, fotografisch festgehalten auf Tischen und Details gerne verheimlichend . Die Bilder werden natürlich wieder öffentlich gepostet .Das Event wird begleitet von einem durchschnittlichen Essen und extremer Wartezeit darauf und mit regional Bezug von Analogkäse Schnitzel bis zur Auster vom Omaha Beach . Abenteuerlich wird dann erst recht ein gemeinsamer Bootsausflug der allgemeine Besorgnis um Spritzwasser auslöst. So steht er dann mit Taucheruhr aufm Boot und hält die Hand krampfhaft schützend vor das Glas.
„Buy the Dial“ lautet die Devise, was bei mir fatale Erinnerungen an Briefmarken Sammler hervorruft! Zumindest ist die Größe schon recht nah dran , vermutlich die Nachhaltigkeit auch! “ 40% des Wertes lägen im Blatt…“ .Welch gewagte, im Endeffekt die Uhr abwertende Behauptung.
Sennsationell(sic!) wirken sich sog. Prototyp Blätter aus…Entwürfe eines Zulieferers, ohne Leuchtmasse und ohne Füße, wohl von Rolex als Muster verworfen und auf dubiosen Kanälen , wie Hannibal, die Alpen überquert, und von dort aus ab in die weite Welt rausgerissen aus der Mustermappe und in eine Uhr montiert! Dabei ein Grinsen im Gesicht erinnernd an Lectors Maske, getarnt mit Designer Klamotten oder einem Erscheinungsbild des 70 er Jahre Terroristen. Obligatorisch ist die Umhängetasche, gerne von LV im Alternativlook auch aus Jute oder Kunststoff.
Das Wort Texas wird gerne gebraucht. Neee, nicht Lance oder honorige Herren sind gemeint…Zifferblattdiskussion ist im Bush! Als ob von dort jemals Kulturgüter jenseits von BBQ, Erdöl, den Dixie Chicks oder den Ewings gekommen wären.
Das Sparbrötchen nutzt das Netz um „ seine“ Uhr zum unter- best- möglichen Preis zu erstehen, ist entsetzt wenn die Uhr schon mal poliert oder nicht ( oder doch ! ) gewartet wurde und eigentlich ein unsicheres und armes Würstchen…sucht gerne eine Jahrgangsuhr und hat noch nicht so recht drüber nachgedacht ob Zeugungszeitpunkt/ Herstellung oder Geburtsdatum/ Auslieferungsdatum oder Verkaufs/ Taufdatum besser sind!
Der Dealer Collector oder der Wolf im Schafspelz…..manchmal, am Liebsten regelmäßig wie eine Beamtenpension , scheinbar jenseits aller gewerblichen und zolltechnischen Vorschriften, mal die schnelle Mark machen. Bei diesen sind brilliante Fotografie Künste weitverbreitet, da ein Forumspost die Nachfrage anheizen kann. Gerne nutzen sie sog. Nato- Straps , weniger wegen dem Style, eigentlich eher um Tragespuren am Band zu vermeiden. Mal schnell einige KE abgreifen ist die Devise! Respekt verdient die nötige, aber mit stetem Einsatz gemeisterte Post Sales Betreuung der an sich eher verwirrten Kundschaft. Wem darf man als ersten zur 100 verkauften, seltenen OH gratulieren? Eine natürlich schöner und fetter als die Andere, klar!
Besonders fein wird die Situation wenn sich, wie vor Jahren ,Wenige- damals noch Sammler- mit spezial Weckern – geadelt auf den ach so wichtigen Falklands von Helden des Thatcherismus -eingedeckt haben und nun den kleinen Markt kontrollieren! Ich nenn es mal das Commonwealth – Kartell auf dem Weg zu individuellem“ wealth“.
Ein grüner 3 – zeiliger Hudson Brief wird wie eine Heiligenreliquie verehrt . Der internationale Uhrentransport ist mitunter einfacher als der Bargeldtransfer , der erfordert oft Freundeshilfe in mehreren unbedenklichen Tranchen.
Es gibt dabei mitunter Gewinnsprünge von mehreren 100%…das flutscht besser als ein Hedgefonds!
Die Auktionshäuser sind nicht immer ein Hort der Seriosität und Expertise .Manche Einlieferer warten und warten auf den Geldeingang. Die Qualität der Ware ist mitunter fraglich .Wie die 1655 Oman mit ihrer „ magischen“ Lünette . Im Angebotsbild noch ein klares Fake aber bei der Versteigerung schon wortlos und still gewechselt. Wie Kennedys Kugel , ziemlich magisch, aber nicht wirklich wichtig für die Welt- nur im Uhren- Mikrokosmos von Belang.
Resume….
Opfer und Täter leben noch in Symbiose! Oder?
Im Original veröffentlichte Stephen seinen Beitrag hier:
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