A. Lange & Söhne – Richard Lange „Pour Le Mérite“


„Pour Le Mérite“ kommt aus dem Französischen und bedeutet „Für den Verdienst“. Ursprünglich war dies eine Auszeichnung für Tapferkeit, die vom preussischen König Friedrich II. im Juni 1740 gestiftet worden war und die vornehmlich für militärische Verdienste wie Tapferkeit verliehen worden ist. Aber auch an zivile Würdenträger wurde diese Auszeichnung für besondere Verdienste vergeben. Die wenigsten Menschen wissen, dass es den Orden noch heute gibt. Verliehen wird er vom Bundespräsidenten für Verdienste in der Kunst und in der Wissenschaft.

Bei A. Lange & Söhne steht „Pour Le Mérite“ seit der Wiedergeburt der Marke im Jahr 1994 für feinste Technik im Uhrenbau. Damals wurde in der ersten Kollektion, neben der bekannten Lange 1 auch das Tourbillon „Pour Le Mérite“ präsentiert.
Und irgendwie passt das Motto „Pour Le Mérite“ ja auch für eine jede Lange: man leistet sich ein solches, mikromechanisches Kunstwerk aus Glashütte nicht mal eben so nebenbei. Vielmehr belohnt man sich mit einen solchen Zeitmesser. Quasi für die eigenen Verdienste.

Superlative sind also bei Lange recht häufig und so ist auch eine jede Uhr aus dem Hause A. Lange & Söhne etwas Besonderes, von der puristischen 1815 oder Saxonia bis hin zur Grand Complication.

Als Lange-Aficionado der ersten Stunde weiß ich durchaus wovon ich rede, denn immer wenn ich eine Lange in den Händen halte überkommt mich pure Begeisterung. Und dies lässt nicht nach. Ganz im Gegenteil: es wird mit der Zeit immer intensiver. So etwas nennt man dann wohl Leidenschaft. Und Leidenschaft hat immer auch etwas mit Unvernunft zu tun. Der Kopf sagt nein, Herz und Bauch ja. Jeder kennt das.

Heute möchte ich hier eine ganz besondere Lange-Uhr vorstellen: die Richard Lange „Pour Le Mérite“.

Über die Pour Le Mérite-Uhren von Lange habe ich schon einiges u.a. hier im Blog geschrieben.

Peter Chong, den A. Lange & Söhne mindestens genauso begeistert wie mich, hat über die bisher präsentierten vier Pour Le Mérite Modelle ein Buch verfasst

http://www.r-l-x.de/forum/showthread…on-Peter-Chong

Hier im Blog habe ich die Technik der Pour Le Mérite Uhren  von Lange in einem eigenen Artikel beschrieben:

https://100percentpassion.wordpress….our-le-merite/

Die hohe Kunst im Uhrenbau ist die Präzision der Zeitmesser. Daran arbeiten die Uhrmacher schon seit Jahrhunderten.

Heute findet man jede Menge mehr oder weniger zweifelhafte Innovationen im Uhrenbau. Klar, jede Marke möchte schließlich eigene Akzente setzen und sich aus der Masse abheben. Die besseren Marken entwickeln hierzu eigene, technische Lösungen. Die weniger tollen Marken setzen ihre Akzente vorwiegend über das Design und ständig wechselnde Sondermodelle in gefühlt unendlich vielen Limitierungen.

Aber an der Steigerung der Präzision der mechanischen Uhr arbeiten nur wenige Marken. Lange gehört zweifelsohne dazu. Und so ersann man in Glashütte die Kraftübertragung per Kette und Schnecke für die Armbanduhr. In Schiffschronometern und Beobachtungsuhren gab es dies bei Lange schon früher:

(Quelle: Uhren Hidding)


Die Präzision einer mechanischen Uhr wird von vielen Faktoren beeinflusst. Vom Trageverhalten des Besitzer zum Beispiel. Aber das kann der Uhrmacher kaum beeinflussen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Kraftübertragung im Uhrwerk. Die Aufzugsfeder im Federhaus gibt ihre Energie normalerweise über Zahnräder an die Gangpartie der Uhr weiter. Nun gibt eine solche Feder nie immer gleich viel Energie ab. Ist sie voll aufgezogen liefert sie mehr Energie als kurz vor dem Ablauf.

Und das beeinflusst die Präzision der Uhr enorm. Lange macht sich zur Kompensation dieser Schwankungen im Kraftfluss die Hebelgesetze zu nutze.
In Glashütte nennt man das System „Kette und Schnecke“, im Rest der Welt „fusée and chain“.

Die Kraftübertragung zwischen Federhaus und Hemmung erfolgt über die Kette. Sie misst 0,3 x 0,6 mm (pro Kettenglied) und sie besteht aus nicht weniger als 606 Einzelteilen.

Die Kette ist beim Vollaufzug komplett um das Federhaus gewickelt und setzt an der Schnecke an der kleinsten Windung an. Somit wirkt ein kleiner Hebel, der die große Kraft, besser das hohe Drehmoment des Federhauses weiter gibt.
Nimmt die Kraft der Feder ab, dann wickelt sich die Kette vom Federhaus ab und um die Schnecke herum. Umso weniger Kraft vom Federhaus kommt, um so größer wird der Hebel an der Schnecke, weil sich die Kette immer weiter und in immer größeren Windungen um die Schnecke wickelt. Der größere Hebel kompensiert die die abnehmende Federspannung. Konstante Kraft = höchste Präzision.

Hier die Kette und Schnecke im Uhrwerk der Richard Lange „Pour Le Mérite“ Tourbillon, der großen Schwester der hier vorgestellten Uhr:

Dieses Kaliber ist etwas mehr skelettiert, so dass man die Einzelteile besser sehen kann.

Lange spendierte den Pour Le Mérite Modellen noch weitere technische Finessen. So wird kurz vor dem Vollaufzug des Federhauses über einen aufwändigen Hebelmechanismus das weitere Aufziehen blockiert (siehe hierzu den o.g. Artikel in meinem Blog).

Ebenso verhält es sich kurz vor dem Moment, wo die Feder des Federhauses komplett entspannt ist. Ein Mechanismus blockiert die Hemmung kurz vorher, wobei der Sekundenzeiger noch bis zur „60“ weiterläuft und erst dann stehen bleibt. Das macht das Einstellen der Uhr beim wieder in Betrieb nehmen wesentlich einfacher.

Doch zurück zur Richard Lange „Pour Le Mérite“. Dieses Modell gab es in 50 Exemplaren im Platingehäuse und in 200 Exemplaren im Rotgoldgehäuse.

Die Referenz 260.025

RICHARD-LANGE-PLM-2009

Und die Referenz 260.032
Lange-Richard-Lange-Pour-le-Merite-260-032-Zoom-front-72dpi3Die Vorderseite zeigt sich schlicht. Gebläute Zeiger vor einem dreiteiligen Emaille-Zifferblatt, römische Ziffern und kleine rote Akzente.






„Weniger mehr geht nicht“, das fällt mir bei Anblick dieser Uhr ein. Denn das eine eine der kompliziertesten Uhren von Lange ist erkennt man erst beim Blick auf die Rückseite der Uhr.

Der Anblick verzaubert, egal wohin man schaut.



Das Kaliber L044.1 ist in jeder Hinsicht ein Leckerbissen! Kenner sehen an der Bezeichnung des Kalibers, dass es sich um ein Lange-Uhrwerk handelt, dass im Jahr 2004 entwickelt worden ist. Es war das 4. Uhrwerk, dass in diesem Jahr entwickelt worden ist. ZUdem handelt es sich um die 1. Version des Uhrwerkes.

Das ist Lange und reinster Form.


















Überall diese anglierten Kanten. Wunderbar!

Kette und Schnecke in Aktion. Man beachte den Hebel, im ersten Bild in der normalen Position beim Aufziehen der Uhr.

Die Kette wandert beim Aufziehen in Richtung Zifferblatt (im Bild nach unten). Kurz vor dem Vollaufzug drückt die Kette auf das untere Ende des Hebels. Ein halbrunder Niet (in der Darstellung rot) an der Unterseite der Kette drückt diese zudem in Richtung Rad.


Der Hebel schwenkt und blockiert weiter oben das Rad.


Mit 40,5 mm ist die Uhr perfekt proportioniert.








Interessant ist, dass diesem Modell das normalerweise bei Lange übliche, satinierte Mittelteil poliert ist.

Auch am Arm macht diese Uhr eine sehr gute Figur!

In meinen Augen findet man bei diesem Modell von A. Lange & Söhne alles, was diese Marke ausmacht. Vornehme Zurückhaltung in der trotzdem edlen Erscheinung, feinste Handwerkskunst, durchdachte technische Lösungen und ein perfektes Gesamtergebnis.

Und exakt aus diesem Grund besteht meine ganz eigene Leidenschaft für die Marke A. Lange & Söhne.

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