Website-Icon

Die verschiedenen Gesichter der Rolex Daytona Ref. 16520

SONY DSC

Die lässigste Rolex aller Zeiten ist wohl die Daytona mit der Referenz 16520. Dieser absolute Klassiker mit einer perfekten Größe und Höhe, reduziert auf das Wesentliche wird auch noch in Jahrzehnten diese Lässigkeit und zeitlose Schönheit ausstrahlen.

Mich faszinierte diese Referenz seit jeher. Auch in der Zeit, in der man entweder bis zu zehn Jahre auf so eine Daytona in Edelstahl warten musste oder aber den doppelten Preis zu zahlen bereit war. Begehrt ist die Daytona in all ihren Varianten noch heute. Und enorm wertstabil.

Rolex-Enthusiasten wird interessieren, dass es auch von der als „Zenith-Daytona“ genannten Ref. 16520 in Edelstahl verschiedene Varianten oder Evolutionsstufen gibt. Wie bei anderen Modellen so kann man auch im Laufe des Herstellungszeitraums der Ref. 16520 von 1987 bis 2000 verschiedene Blattvarianten finden.

Menschen abseits des der Rolex-Enthusiasten wundern sich ab und an, worauf in der Rolex-Szene so alles geachtet wird. Kleinste Veränderungen z.B. in der Typografie des Zifferblattes werden intensiv verfolgt und mit nahezu wissenschaftlichen Methoden erforscht.

Dafür gibt es sicherlich zwei wesentliche Gründe: zum einen gibt Rolex so gut wie keine Detailinformationen wie Produktionsdaten und -zeiten abseits der Kataloge und der Homepage heraus. Alle derartigen Fragen werden höflich aber bestimmt zurückgewiesen. Auf der anderen Seite zeichnet sich Rolex eher durch eine langsame und behutsame Evolution der Uhrenmodelle aus. Hektische Modell- und Designwechsel überlässt man getrost anderen Marken. Neuerungen werden erst dann eingeführt, wenn diese ganz sicher auch einen Fortschritt darstellen.

Und wenn Modelle wie die Daytona viele Jahre nahezu unverändert auf dem Markt sind, dann erregen kleinste Änderungen natürlich für Aufsehen. Und in manchen Fällen steigern sie den Wert einer Uhr erheblich.

Als Beispiel seien hier die sog. Patrizzi-Blätter zu nennen. Blätter, die eine bräunliche Verfärbung der Hilfszifferblätter zeigen (siehe das nächste Bild, im Vergleich zur normalen Blattversion im Bild oben)

(Foto: Bert Buijsrogge)

Bei anderen Marken wäre dies lediglich ein Qualitäts- oder Produktionsfehler, der zu einem Umtausch oder Garantieanspruch führen würde. Bei Rolex ist so etwas wertsteigernd. Der Patrizzi-Effekt tritt ausschließlich bei schwarzen Zifferblättern aus den Jahren 1993 bis 1995 auf. Die braunen Verfärbungen können dabei sehr unterschiedlicher Natur sein, von einem leichten Karamellton bis zu einem tiefen Haselnussbraun.

Rolex hatte früher verschiedene Zulieferer, u.a. auch für Zifferblätter. Singer, Beyeler, Lemrich, Stern, ZF etc. sind die Namen, die hier zu nennen wären. Heute macht Rolex nahezu alles selber. Und die Zifferblätter unterschieden sich in kleinen, aber feinen Details, die sich interessanterweise auch zeitlich gut zuordnen lassen. Und so existieren auch von der Ref. 16520 verschiedene Varianten, auf die ich in der Folge näher eingehen werden.

Die Details der Ref. 16520

Eingeführt wurde die Ref. 16520 im Jahr 1987 als Nachfolger der Handaufzug-Daytonas, die heute beeindruckende Preise erzielen. Es ist die erste Daytona mit Automatikwerk. Dieses Uhrwerk bekam Rolex von der Firma Zenith (El Primero) und wandelte es technisch (u.a. niedrigere Schwingungsfrequenz) etwas ab. Es bekam die Bezeichnung Kaliber 4030. Die ersten Ref. 16520 erschienen in der R-Serie der Gehäusenummern. Hergestellt wurde die Ref. 16520 bis in das Jahr 2000 hinein (frühe P-Serie). Die Ref. 16520 wurde von der Ref. 116520 abgelöst, die über ein Rolex-eigenes Uhrwerk verfügt (Kaliber 4130).

In den knapp 14 Jahren der Produktion wurde die sog. Zenithdaytona als Referenz in Edelstahl, in Edelstahl/Gold und in Gold hergestellt. Hier soll es in der Hauptsache um die Edelstahlversion, also um die Ref. 16520, gehen. Die Evolutionsschritte der Zifferblätter sind bei den Stahl/Gold und bei den Goldmodellen in sehr ähnlicher Form anzuwenden.

Insgesamt gab es fünf Zifferblattvarianten der Ref. 16520, die in sehr verschiedenen Häufigkeiten zu finden sind. An dieser Häufigkeit orientieren sich heute die Preise der Uhren. Zusätzlich zu den Zifferblattvarianten kann man auch verschiedene Lünettenversionen der gravierten Stahllünetten finden, die sich den einzelnen Blattvarianten zuordnen lassen.

Mark I „Floating Dial“

1987 bis 1988 kam als erste Version der Ref. 16520 das sog. Floating Dial auf den Markt. Es ist heute das seltenste und somit teuerste Blatt.

„Floating“ deshalb, weil das Wort Cosmograph etwas vom Rest der Beschriftung oben auf dem Blatt nach unten weg zu fliessen scheint. Es ist ein Abstand oberhalb von „Cosmograph“ zu erkennen.

Dieses Floating Dial gab es in schwarz und in weiß.

Gut zu erkennen ist auch, dass die Floating Dials eine Tachymeter-Lünette hatten, die bis 200 Units per Hour ging. Spätere Lünetten-Versionen gingen dann bis 400.

Und noch eine Begrifflichkeit der Zenithdaytonas, nämlich die „inverted 6“, lässt sich anhand der Floating Dials gut erklären: das untere Hilfszifferblatt des Chronographen ist der Stundenzähler. Die Zahl für sechs gemessene Stunden steht beim Tragen der Uhr auf dem Kopf und sieht wie eine 9 aus. Daher „inverted 6“.

Ein Sonderfall des Floating Dials in weiß war das sog. Porcelain Dial. Dieses Blatt war tiefweiß und die Beschriftung war sehr erhaben, fast dreidimensional aufgedruckt:

Das Porcelain-Dial kam in der L-Serie vor und ist in ganz seltenen Fällen auch mit der 400 Units Per Hour der Mk II (s.u.) zu finden. Ebenso die „normalen“ Floating Dials.

Die Floating Dial hatten ein komplett satiniertes Oysterband der Ref. 78360.

Mark II – 4 Liner

Ab ca. 1989 bis 1990, also im Bereich der L-Serie, kam dann die nächste Blattvariante, die sog. 4-Liner. Diese Bezeichnung erschließt sich beim Blick auf das Blatt sofort:

der Schriftzug „Officially Certified“ fehlt im Vergleich zur Mk I und so sind oben im Blatt nur vier Zeilen Text (4 Liner) zu sehen.

Die Lünette ist identisch wie bei den Floating Dials, das komplett satinierte Oysterband ebenso. Spätere Uhren der 4 Liner zeigen eine neue Lünette:

Sie geht bis 400 Units Per Hour und die 250 und die 225 stehen exakt übereinander. Bei späteren Lünettenversionen ist das nicht mehr der Fall. Das 4 Liner Blatt ist ähnlich selten wie das Floating Dial. Entsprechend hochpreisig sind Uhren mit diesem Blatt.

Mark III – Five Liner

Die Blätter der dritten Generation zeigen wieder fünf Zeilen Text oben auf dem Blatt, allerdings existiert jetzt kein Abstand mehr zwischen den oberen vier Zeilen und dem Wort „Cosmograph“.

Diese Blätter gab es von 1990 bis 1991 in der E-, X- und in der N-Serie.

Die Typografie zeigt deutliche Serifen. Die 400´er Lünette ist ebenfalls verändert im Vgl. zum 4 Liner Blatt. Bei der Mk III findet sich auch die inverted 6, wie auch das satinierte Oysterband Ref. 78360. Auffallend ist der sehr schmale Streifen Leuchtmasse der Stunden-Indicés.

Mark IV – Five Liner

Das Blatt der Mk IV ist nahezu identisch zum Blatt der Mk III. Lediglich die Serifen fehlen der Schrift auf dem Blatt. Zudem wurde ab der Mk IV ein Oysterband Ref. 78390 mit polierten Mittelgliedern verbaut. Es erschien  Ende 1991 und wurde bis Anfang 1993 in der N-, C- und S-Serie verbaut.

Mark V – Five Liner

Diese Blattversion zeigt im Unterschied zur Mk III und IV erstmals keine inverted 6 mehr, die 6 steht richtig herum. Die Leuchtmasse in den Stundenindicés ist breiter als bei der Mk III und Mk IV.

Das Wort „Cosmograph“ steht unterhalb der oberen Grenze der Hilfszifferblätter rechts und links, wie auch bei der Mk III und IV.

Dies wird für die Unterscheidung zur Mk VI wichtig sein. Dieses Blatt gab es in der S-, T- und U-Serie von 1993 bis ca. 1998.

Mark VI – Five Liner

Hier scheinen die fünf Zeile oben auf dem Blatt etwas nach oben verlagert zu sein. Dieses Blatt gab es es 1998 bis 1999 in der U-Serie.

(Quelle: timetapestry)

Das Wort „Cosmograph“ (Unterkante) steht nun bündig zur Oberkante der Hilfszifferblätter rechts und links:

Mark VII – Superluminova

Dies ist das erste Blatt mit Superluminova Leuchtmasse. Bei der „SWISS MADE“ Beschriftung fehlen die früher voran- und hinterhergestellten „T´s“. Ansonsten gleicht das Blatt in der Beschriftung der Mark VI. Der rote Schriftzug „Daytona“ endet kurz hinter der 1 Stunden Markierung des Stundenzählers. Zudem ist der Abstand zwischen den Wörtern „Oyster“ und „Perpetual“ oben im Blatt recht groß. Das Blatt erschien ca. 1999 in der A-Serie.

SONY DSC

Mark VIII- Superluminova

Dieses Blatt gab es ab 2000 in der späten A- und in der P-Serie, der letzten Serien der Ref. 16520. Es unterscheidet sich in zwei Details von der Mk VII: der Abstand zwischen den Wörtern „Oyster“ und „Perpetual“ ist kleiner und der Rote Schriftzug „Daytona“ endet exakt auf Höhe der 1 Stunden Markierung des Stundenzählers.

Kurz zusammengefasst gab es also die folgenden Generationen:

Mk I: Floating Dial mit 200´er Lünette und vollkommen santinierten Oysterband Ref. 78360. 1987 bis 1988 in der R-Serie verbaut. Sondervariante: Porcelain Dial. Inverted 6.

Mk II: 4 Liner, teilweise 200´er Lünette, später 400´er Lünette mit 300, 250 und 225 Einteilung. L-Serie, von 1989 bis 1990 verbaut. Ebenfalls vollkommen santiniertes Oysterband Ref. 78360. Inverted 6.

Mk III: 5 Liner, neue 400´er Lünette mit 300, 240 und 200 Einteilung. Von 1990 bis 1991 in der E-, X- und N-Serie verbaut. Die Typografie auf dem Blatt zeigt deutliche Serifen. Wie vor vollkommen santiniertes Oysterband Ref. 78360. Inverted 6.

Mk IV: 5 Liner. Von 1991 bis 1993 in der N-, C- und S-Serie verbaut. Sehr ähnliches Blatt wie Mk III, allerdings ohne Serifen. Neues Oysterband Ref. 78390 mit polierten Mittelgliedern. Inverted 6. Wie bei allen bisherigen 5 Linern liegt die Ebene des Cosmograph-Schriftzuges unterhalb der Oberkante der Hilfszifferblätter rechts und links.

Mk V: 5Liner. 1993 bis 1998 in der S-, W-, T- und U-Serie verbaut. Keine inverted 6 mehr. Breitere Leuchtmassestreifen in den Stunden-Indicés als bisher.

Mk VI: Von 1998 bis 199, in der U-Serie verbaut. Nun liegt die Ebene des Cosmograph-Schriftzuges auf Ebene der Oberkante der Hilfszifferblätter rechts und links. Leuchtmasse in Tritium.

Mk VII: 1999 in der A-Serie ist dies das erste Blatt mit Superluminova-Leuchtmasse. Blatt ähnlich der Mk VI, aber großer Abstand zwischen den Wörtern „Oyster“ und „Perpetual“ und Ende des roten Schriftuges „Daytona“ leicht hinter dem 1 Stunden Index des Stundenzählers. Ab der Mk VII hatte das Oysterband Ref. 78390 den Zusatz „A“ für die Solid End Links (SEL, im folgenden Bild links, rechts zum Vergleich die zweiteiligen (non-SEL) Endglieder der bisherigen Bänder .

Mk VIII: Blatt der letzten Serien, der späten A- Serie und P-Serie in 2000. Kleinerer Abstand zwischen „Oyster“ und „Perpetual“ sowie der rote Schriftzug Daytona endet exakt auf Höhe des 1 Stunden Indexes des Stundenzählers.

Auf die verschiedenen, teilweise sehr marginalen weiteren Unterschiede der Lünetten (Form und Größe der Zahlen), die es zweifelsohne gibt, gehe ich nicht weiter ein. Häufig wird eine solche Lünette im Zuge eines Service ersetzt, so dass diese kleinen Details der Lünetten keine verlässlichen und beständigen Hinweise geben.

Die Unterschiede bei den Blättern sind analog auch bei den Stahl/Gold- und Gold-Modellen der Zenithdaytona anwendbar.

Auch von der Ref. 16520 gab es Sonderversionen. Im Folgenden Bild ist eine Ref. 16520 zu sehen, die bei Tiffany verkauft worden ist.

In meinen Augen stellt gerade die Zenith-Daytona in Edelstahl einen echten Klassiker im Rolex-Portfolio dar.

Als Lektüre sein noch die Rolex Daytona Story empfohlen, die ich in diesem Blog bereits vorgestellt habe.

Die mobile Version verlassen